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«Wandzeitung» vom 23.5.2017:

Neues Kanonenfutter:

Die Spatzen schweigen.

Hilfe, die Spatzen pfeifen es nicht mehr von den Dächern. Manche Menschen sind darüber froh, wird doch nicht mehr ausgepfiffen, was heimlich getan und gelogen worden war. Elektrosmog sei Dank. Endlich erlöst er uns von der Natur. Nicht mehr nur die Pflanzenvielfalt zieht sich zurück, ganz abgesehen von den lebenswichtigen Bienen, auch die Vögel haben endlich die Nase voll, alles zu «verscheissen». Zurückgeführt wird dieser Werdegang auf die zunehmend engen Agglomerationen. Weniger Büsche und niedrige Bäume, kleinere Gärten bestücken unsere Städte. Und doch würde es möglich sein, dass Spatzen ihre Heimat für das Nesten, Zwitschern und fröhliche Hüpfen fänden, wenn da nicht der Elektrosmog wäre.

Spatzen gehören unter den Singvögeln zu denjenigen, die auf Elektrosmog empfindsam reagieren. Da aber in «wissenschaftlichen Forschungsarbeiten» der Elektrosmog sorgfältig aussen vor gelassen wird, haben vielleicht auch Sie, liebe Leserinnen und Leser noch gar nicht gemerkt, dass wir stellenweise überhaupt keine Spatzen mehr haben. Nein, das sind nicht die Katzen, die sie gefressen und auf ein zahlenmässiges Minimum reduziert haben. Auch in ländlichen Gegenden, am Waldrand fehlen die lustigen Kerle. Sie müssen im Gartenrestaurant Ihren Kuchen nicht mehr mit bettelnden Spatzen teilen. Und die Brosamen bleiben unter dem Tisch liegen, wenn das Gipfeli aufgegessen ist.

Die Masten von Funk und Kommerz sind derart leistungsstark geworden, dass in der Schweiz rund 450 000 Menschen aktiv an Elektrosmog leiden. Das sind immerhin rund 3 Prozent der Bevölkerung. Die passiv leidenden Bevölkerungsanteile und diejenigen, die das Krüseln in den Armen und Beinen als angenehme Empfindung in der Haut auslegen und diese Auslegung auf ihre gut durchbluteten Venen hin deuten, sind in diesem Prozentsatz nicht enthalten. Die Chance ist gross, dass Sie sich zu den Letzteren zählen und sich auf der sicheren Seite wähnen.

Ja, liebe Leute und lasst euch sagen, die Spatzen pfeifen euch nicht mehr von den Dächern, dass der Elektrosmog zunehmend ein brandgefährliches Thema werden wird. Also lieber vorher noch eine Mobilantenne im eigenen Dachstock einbauen, bevor diese Telecom-Geldquelle von paar tausend Franken Platzmiete im Jahr auch noch zu Nichte geht. Denn eines Tages werden auch die Nachbarn krank, und es könnte sein, dass die Erkrankung auf die Antenne zurückgeführt wird. «Scheisse!» Dass man in Wien nämlich Investoren für eine gross angelegte Gehirntumorklinik findet, zeigt den Trend der Spatzen: Auch wir können eines Tages dem Elektrosmog nicht mehr ausweichen. Auch unsere Zellmembranen werden durch diese künstlichen Elektromagnetfelder geschwächt. Doch wer glaubt’s, wenn’s uns nicht einmal mehr die Spatzen von den Dächern pfeifen?

Ich habe da noch eine andere Idee. Kann es sein, dass wir mangels Spatzen hier in Winterthur bei öffentlichen Problemstellungen wie im Departement technische Dienste oder in der Brühlbergschule plötzlich mit Kanonen auf Menschen schiessen?


Heiner Dübi,
23.5.2017, 116. Jahrgang, Nr. 143.

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