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«Wandzeitung» vom 24.11.2017:

Die Versicherung hätte wahrscheinlich alles per Knopfdruck einsehen können:

Meine Krankenkasse nervt!

Seit ich nicht mehr zur Schule gehe schiebe ich die, Erwachsenenangelegenheiten nicht mehr auf meine Eltern ab. Steuererklärungen, Rechnungen und auch Krankenversicherungsverträge. Vor allem mit Letzterem hatte ich in den letzten Monaten zu kämpfen. Ich bekam einen Anruf meiner Krankenkasse. Es wurde mir gesagt, dass man Änderungen an meinem Vertrag vornehmen müsse und ich dringendst einen Termin mit einem Berater vereinbaren sollte. Das tat ich, doch als der vereinbarte Tag dann kam, klingelte das Telefon ein weiteres Mal. Am Apparat war mein Berater, den ich in einigen Stunden treffen sollte, er fragte, was denn der Grund für meinen Termin sei, mein Vertrag sei in Ordnung. Ich teilte ihm mit, dass ich den Termin keineswegs wollte, sondern mir ist gesagt worden, ich bräuchte einen. Er meinte dann, es gäbe einige Upgrades, die er mir anbieten könnte, da ich ja nun schon ein Treffen hatte. So trafen wir uns dann trotzdem. Während der Beratung wurde mir ein Upgrade angeboten, welches mich im Falle eines Krankenhausaufenthalts halbprivat versichert hätte. Da ich jung bin und die Chance eher klein ist, dass dieser Fall bald eintreffen würde, war ich unsicher. Doch der Berater meinte, es würde meine Prämie nicht wesentlich erhöhen und deshalb liess ich mich überreden. Ich füllte den Antrag aus und schickte den Brief termingerecht ab. Zwei Wochen später erhielt ich aber ein weiteres Formular, von dem der Berater nichts erwähnt hatte. Darin sollte ich Stellung zu zwei Gebrechen nehmen, die ich im Antrag erwähnt hatte und vor Jahren erlitten hatte, derentwegen ich aber schon lange nicht mehr in Behandlung war. Die Versicherung wollte aber von mir alles wissen. Ursache, Diagnose, Behandlungsart und -zeit, Heilung und einiges mehr. Es ist unnötig zu sagen, dass ich überfordert war. Deshalb schrieb ich der Versicherung ein Mail, indem ich erklärte, dass ich nicht wisse, wie ich all diese Fragen beantworten solle, da all dies schon Jahre zurück läge und ich kein Arzt sei und mich nicht selber diagnostizieren könne. Ausserdem sei ich schon seit meiner Geburt bei ihnen versichert, weshalb sie ja all meine Daten schon besässen, also auch die über meine Behandlungen. Die Versicherung schrieb mir zurück, ich solle einfach überall, wo ich nicht wisse, was hinschreiben, genau das schreiben. Die Behandlungszeiträume könne ich auf ihren Rechnungen sehen und dann eintragen. Also setzte ich mich hin und durchforstete die noch vorhandenen Krankenkassenabrechnungen, die meine Familie in den letzten fünf Jahren bekommen hatte, um wenigstens einige der Daten zusammenzukratzen, die die Versicherung wahrscheinlich viel umfassender mit einem Knopfdruck hätte einsehen können. Es dauerte einen ganzen Nachmittag. Nachdem ich dieses Formular ebenfalls eingeschickt hatte, bekam ich anfangs November einen Brief, in dem mir meine Versicherung mitteilte, ich sei nicht qualifiziert für das Upgrade, weil ich nicht gesund genug sei. Ich, 19 Jahre jung, bin noch nie operiert worden und auch nie ernsthaft krank, bin nicht gesund genug für ein Upgrade, das mir die Versicherung, bei der ich seit meiner Geburt versichert bin, zuerst fast aufdrängte. Und das, weil meine Wirbelsäule ein wenig krumm ist und ich mir in der vierten Primarklasse das Handgelenk gebrochen habe. Grossartig, da verstehe einer die Krankenkassen!


Noëlle Lee,
24.11.2017, 116. Jahrgang, Nr. 328.

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