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«Wandzeitung» vom 26.9.2017:

Allianz starkes Winterthur:

Die eine Hand wäscht die andere.

Manchmal schreibt die Realität die besten Geschichten. So entlarvt sich der bürgerliche Stadtrat wiederholt selber. Aktuellstes Beispiel (und damit nur eines von vielen) ist der Griff ins Stadtkässeli für den maroden Handballverein Pfadi Winterthur: Etwas beschämt musste der Stadtrat Ende Juni mitteilen, dass er dem in finanzielle Nöte geratenen Winterthurer Sportclub mit einem Zustupf von 100 000 Franken für 2017-2020 aus der Patsche hilft. Pfadi Winterthur hat in den vergangenen Jahren einen Schuldenberg von 1.5 Millionen Franken angehäuft und steht nun mit leeren Taschen da. Da kommt der dringend benötigte, zusätzliche Scheck vom bürgerlichen Stadtrat für die Nachwuchsförderung gerade recht. Der zuständige FDP-Stadtrat Stefan Fritschi verteidigt den schamlosen Griff in die steuerfinanzierte Stadtkasse als „ordnungspolitischen Sündenfall“, als „absolute Ausnahme“. So ganz geheuer scheint es der rechten Stadtratsmehrheit also nicht zu sein mit ihrer Klientelbegünstigung.

Zu Recht. Die sportliche Förderung der Jungspielerinnen und Jungspieler in Ehren – darum geht es gar nicht. Aber was der bürgerliche Stadtrat hier gemacht hat, ist ein grobes Foul. Seit Jahren wird jeder Franken zweimal umgedreht – oder zumindest diese Haltung als Maxime propagiert. Kindergarten-Kinder müssen auf Verkehrslotsen verzichten; Spaziergängerinnen und Spaziergänger auf Sitzbänkli, die städtischen Angestellten auf den Teuerungsausgleich beim Lohn (die Liste lässt sich beliebig erweitern). Doch siehe da: Für die finanziellen Nöte der eigenen Freundinnen und Freunde hat der Stadtrat ein offenes Ohr. Und ein offenes Portemonnaie. Ist der Stadtrat mit Barbara Günthard Maier und Josef Lisibach doch bestens vertreten im Pfadi-Gönnerverein. Da wäscht die eine Hand die andere. Das gilt nicht nur für Pfadi Winterthur. Ein anderes Beispiel gefällig? Während Kulturinstitutionen monatelang um die Verlängerung ihrer Subventionen bangen mussten und hingehalten wurden, erhielt das Albanifest-OK Jahr für Jahr bis zu einer halben Million Franken – ohne dass diese Subvention ordentlich im Budget eingestellt und ersichtlich war.

Es geht mir weder um Pfadi Winterthur noch um das Albanifest. Beides hat seine Fans und seine Daseinsberechtigung. Beides soll auch in Zukunft Bestand haben. Aber mich nervt diese Vetterlipolitik. Das Nachsehen haben nicht nur Vereine und Anliegen, die diese Lobby im Stadtrat nicht haben. Sondern auch die Demokratie, wenn der von der Bevölkerung gewählte Stadtrat nicht mehr dem Wohl der Stadt, sondern Einzelinteressen verpflichtet ist.

Vor wenigen Tagen hat die bürgerliche Stadtratsmehrheit den Stadtratswahlkampf als „Allianz starkes Winterthur“ gestartet. Fragt sich nur, für wessen Anliegen die sich „stark“ machen.


Mattea Meyer,
26.9.2017, 116. Jahrgang, Nr. 269.

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