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«Wandzeitung» vom 4.8.2017:

Grüne Augen, schwarzes Haar:

Fritz.

Irgendwann war sie einfach da. Oder aber sie fiel mir zum ersten Mal auf. Da lag sie, zusammengerollt auf dem Fell unter dem Vordach des Schuppens in unserem Hausgarten. Es war später Frühling, kurz vor dem Kälteeinbruch. Ich liess sie, denn sie störte ja nicht, solange sie draussen blieb, sich nicht ins Haus schlich, dachte ich. Die sucht einfach ein weiches und warmes Tagesplätzchen.

Aus purer Neugierde ging ich zu ihr hin, streichelte sie, die aus vollen Zügen genoss. Speichel tropfte aus ihrem Mund, fest drückte sie den Kopf an mich – und schlich sich damit ein klein wenig in mein Herz. Die brauchte das wohl, war ein bisschen «verschupft», ob sie vielleicht ihr Zuhause verloren hatte? Ihre Menschen in den Ferien waren?

Als sie ein paar Tage später im Haus auftauchte, jagte ich sie raus, mehrmals, bei Tag und Nacht und mit Putzessig. Das kann ja nicht sein, ich füttere keine fremde Katze an, draussen ein bisschen verschmusen ok, aber dann soll sie wieder nach Hause.

Sie blieb. Kam immer wieder. Stur. Unbelehrbar. Hatte sich wohl in den Kopf gesetzt, hier einzuziehen. Ich wurde neugierig, schaute sie genauer an: Ein kastrierter Kater, gut genährt, gepflegtes Fell, wache grüne Augen, unheimlich anhänglich, aber auch sehr bestimmt, gut an Menschen gewöhnt – Fritz, dachte ich, das ist Fritz.

Wir fragten in der Nachbarschaft, er gehörte niemandem. War nirgendwo ausgeschrieben. Wir schrieben aus – nichts. Trugen Fritz zum Tierarzt – nicht gechipt. Fragten beim Tierschutz nach – nichts. Er aber kletterte den alten Kirschbaum hoch, balancierte weit über die Äste zum Geländer und sprang zu uns auf den Balkon, wenn wir dort den Schlumi nahmen. Sonst lag er weiterhin auf dem Fellsessel beim Schopf und schlief. Wo und wie er sich ernährte, ich weiss es nicht.

Dann kam der Kälteeinbruch. Fritz lebte noch immer draussen, ich knuddelte ihn noch immer unter dem Vordach, er wurde etwas verstörter, scheuer, wilder. Mein Gewissen meldete sich. Ein bisschen Wärme braucht doch jeder, und Platz ist zum Teilen da, finde ich. Im Haus berieten wir, die Meinungen waren geteilt. Hier lebt schon eine alte Katze, ein Bauernhofbüsi wartete auf den Einzug ins 2. OG. Die Katzendichte im Quartier ist unheimlich gross. Die Singvögel finden das nicht gut, Gartenbesitzer leiden unter dem allgegenwärtigen Katzenkot. Das Kampfgeschrei der zu vielen Katzen stört den Schlaf.

Was also tun? Fritz im Tierheim abliefern. Fritz tolerieren. Fritz adoptieren. Drei divergierende Meinungen. Fritz tat sein Bestes, um angenommen zu werden, ausser dass er sich mit der Altkatze anlegte. Mio, die mittlerweile eingezogene Jungkatze, findet Fritz spannend, und C. schwärmt, Fritz werde Mios idealer Onkel, während A. ihn immer noch ins Tierheim liefern möchte. M. findet, eigentlich wolle er keine Katze, hier leben könne Fritz aber eigentlich schon, weil er cool sei. Ich würde ihn adoptieren, einfach nicht bei mir, wegen der Altkatze.

Typisch Bluemi, grinsen Zuhörer, dort hat alles irgendwie Platz, sogar Fritz, einfach ein bisschen quer. Fritz bleibt, vorübergehend.

 


Marlies Bänziger,
4.8.2017, 116. Jahrgang, Nr. 216.

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