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«Wandzeitung» vom 14.3.2017:

Meinem lieben Gottemeitli Awa Lilian:

Neujahrsüberraschung!

Das neue Jahr war bereits zwei Wochen gestartet, als wir von Senegal nach Mitternacht Bericht erhielten, dass unsere Schwägerin ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht hatte und beide wohlauf sind. Es ist das fünfte und letzte (Inshalla) Kind der Familie, eines so wunderbar wie das andere und jetzt gab es nochmals einen Spross in dieser liebenswürdigen Familie. Tags drauf rief ich in das Geburtshaus an, um der Mutter zu gratulieren und wurde von der leitenden Hebamme persönlich über den Gesundheitszustand von Mutter und Kind informiert. Eine Woche später ereilte mich erneut eine Überraschung. Das Mädchen erhielt nicht nur meinen Namen bei seiner Taufe (Awa Lilian), sondern ich wurde auch als Patentante auserwählt. Was für eine Ehre und riesige Freude. Mein erstes liebes Gottemeitli ist schon über Zwanzig und ich hatte überhaupt nicht mehr daran gedacht, nochmals eines zu bekommen.

Ich möchte trotz der enormen Distanz zwischen uns unbedingt eine Beziehung zu dem Mädchen aufbauen, so rufe ich wöchentlich nach Westafrika an, Whatsapp sei Dank ist dies gratis möglich, um mich zu erkundigen, wie es ihr und ihren Geschwistern geht, erbitte Fotos, um die rasante Entwicklung wenigstens in Bildern verfolgen zu können und ein Album mit wöchentlichen Schnappschüssen ihres ersten Lebensjahres zu gestalten.

Bereits einen Monat alt, aufgeweckt und wohlgenährt, geliebt und umhegt von ihren Geschwistern, Grosseltern und Eltern, Tanten und Cousins, plaudere ich nun abends etwas über Facetime mit meinem wunderschönen Gottemeitli. So wird sie bei meinem ersten Erscheinen, so hoffe ich, schon etwas gewöhnt sein an meine Stimme und mein Gesicht. Ich freue mich so auf die Kleine und ihre ganze Familie!

Bevor ich aber wieder afrikanischen Boden betreten kann, möchte ich die grösseren Geschwister meiner Schwagerfamilie zu uns in die Sommerferien einladen. Die Kinder im Senegal haben vier Monate Sommerferien und wir haben sie für eine Visumlänge von drei Monaten zu uns eingeladen. Ich denke jeden Tag daran und male mir aus, was wir mit den Kindern alles unternehmen –, was wir ihnen alles zeigen werden. Ich freue mich so, dass ich manchmal das Gefühl habe, ich erleide das Brokenheart-Syndrom vor lauter Glücksgefühl. Bitte drücken Sie mir die Daumen, dass das Konsulat die Einreise bewilligt.

Wir gehen in die Sportbörse und decken uns mit Badehosen und Sportartikeln ein. Gehen schwimmen in Bäder und an Seen, spielen Pingpong, lernen skaten, fahren nach Atzmännig, besuchen alle Verwandten und Freunde, essen bei Burger King – aber nicht nur. Gehen ins Kino, schauen Openairfilme, radeln eine Fahrradtour, grillen an der Töss, picknicken auf der Wiese des Rosengartens, besuchen die Bibliothek, das Keralakindermuseum, den Rapperswiler Kinderzoo, das Technorama; einfach alles, wozu die Jungs Lust haben und was ich vor 17 Jahren auch mit meinem Sohn unternommen habe. Sie kennen das alles nicht oder nur ansatzweise vom Fernsehen. Und wenn die Ferien vorbei sind, und sie wieder nach Hause geflogen sind, muss ich nur noch 92-mal schlafen bis ich Awa Lilian in die Arme schliessen kann.


Lilian Setenou,
14.3.2017, 116. Jahrgang, Nr. 73.

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