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Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
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«Wandzeitung» vom 14.10.2017:

Wenn ich in den Spiegel sehe, sehe ich mein perfekt verkehrtes Bild, und das spornt mein Hirn an:

Hat mein Spiegelbild auch eine Seele?

So sehr ich es mir wünsche, mich so zu sehen, wie ich im Original für meine Mitmenschen aussehe, ich werde mich allemal nur seitenverkehrt sehen im gelebten wahren Leben. Es gibt also eine perfekte andere Seite. Gut, es gibt auch Fotos von mir, auf denen ich wohl so abgebildet bin, wie ich wirklich bin. Aber ist da die Seele mit dabei? Trost ist, dass das allen Menschen so geht: Unser Hirn ist genial, unsere gesamte Körperlichkeit ist von der Natur perfekt geschaffen, nur wir Menschen sehen lediglich unser korrigiertes Bild von uns selber an, einfach verkehrt, wir haben keine Ahnung wie unsere Realität ist. Schon Madame de Staél hat weiland festgestellt, dass der Spiegel ein faszinierender Beichtvater ist, der den Mund hält. Er ist indes viel-viel spannender, als nur der perfekte Abbilder vom verkehrten Menschen und sämtlicher Materien, er wendet alles, was an ihm vorbeigeht oder still steht. Wenn in einem Innenraum, einer Kammer, oder einem Saal mehrere Spiegel montiert werden, kann nicht nur der Raum erweitert werden, er glänzt und fasziniert enorm, neue Formen und Farben entstehen, und je mehr solche Vervielfacher im Raum stehen oder hängen, umso eher entsteht unglaubliche Spiegelkunst. Dieses Glanzstück kann einen völlig verzaubern, weil man, je länger man schaut, je mehr Formen und Farben entdeckt. Das menschliche Hirn wird durch diesen Glimmer, diese Farben und Formen inspiriert und überrascht:

Wenn die menschliche Hand beispielweise eine blaue Therapiekugel, mit 38 Kunststoffspitzen, mehrmals täglich drückt, wird regelmässig das Hirn zu Wachsamkeit animiert. Eine etwas gröbere Geisterfrischung erleben wir Kronen der Schöpfung bei einer durchschnittlichen Körpertemperatur von 36,5 bis 37,4 Grad Celsius Wasser dann, wenn sie unter 18 Grad kühles Nass am Körper und besonders am Kopf erlebt. Dieser kleine Schreck erhöht die geistige Leistungsfähigkeit haut- und organnah. Das Faszinierende an solchen gedanklichen Wandlungen ist alles, was das Hirn irritiert oder inspiriert. Auch sanftere Umwandlungen wirken, etwa mit der stilvollen Blechbox voller @ mit der Büroschere, einem Marker sowie sechs Schreibstiften drin. Ich habe nur den Platz gewechselt und die Reihenfolge umgekehrt – damit verhindert, dass ich nicht einfach blind zu den Stiften greife, sondern bedacht. Einen weiteren Hirnschub erleben wir, wenn wir die Möbel an neue Plätze in der Wohnung stellen beziehungsweise das Geschirr an anderer Stelle platzieren, die Kleider im Kasten neu ordenen.

Der langen Rede kurzer Sinn: Wir Erdenbürger können nicht aus unserer Haut fahren, aber unsere Denkweise fort und fort erneuern und die neue Sichtweise geniessen. Ist es völlig unklar, ob alle unsere Spiegelungen beseelt sind? Ganz bestimmt ist zumindest der schöpferische Geist der kreativen Person in der Materie zu erkennen, die ein Werk kreiert hat. Und jede neue Schöpfung wird fort und fort unseren Geist anregen. Soviel noch als Anregung von Marco A. Amazan: Ein geschickter Mensch ist der, welcher an einer Weggabelung beide Wege einschlägt, vielleicht einen um den anderen. Das mag auch sehr anregend sein, und es verbessert fort und fort die Lebensqualität.


Guido Blumer,
14.10.2017, 116. Jahrgang, Nr. 287.

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