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«Wandzeitung» vom 16.6.2017:

Kritik auf Vorrat:

Frau Rigozzi in der Defensive.

Es hat mich ein wenig geschmerzt, zu beobachten, was in den letzten Tagen mit Christa Rigozzi passiert ist. Das SRF engagierte die Tessinerin und ehemalige Miss Schweiz für eine Co-Moderation in der Politsendung «Arena». Als dies Ende Mai bekannt wurde, hagelte es Kritik. Nein, nicht Kritik. Es hagelte Häme und beleidigende Kommentare. «Minirock mit Tessiner Akzent» müsse für Quote sorgen, zitierte der «Blick» einen anonymen (oder imaginären) SRF-Mitarbeiter. Eigentlich gilt: Je härter der Vorwurf, desto sorgfältiger der Umgang mit anonymen Quellen. Wer diese Bösartigkeit von sich gibt, müsste den Mut haben, es öffentlich zu tun. Denn er spricht der 34-jährigen Mutter von Zwillingen alle für das Engagement relevanten Qualitäten ab.

Rigozzi reagierte ziemlich souverän auf die Kritik, gab sogar grosse Interviews zum Thema Schönheit, Frausein, Vorurteile. Obwohl ihr die Fragen dazu spürbar auf den Wecker gehen. «Nein, ich bin nicht in erster Linie meiner Schönheit wegen engagiert worden. Doch, ich habe Erfahrung in Moderation, nämlich seit über 10 Jahren. Doch, ich bin qualifiziert, nämlich habe ich einen Uni-Abschluss in Kommunikationswissenschaften. Doch Politik interessiert mich, hat mich schon immer interessiert. Ich habe noch keine Abstimmung verpasst, und ich habe schon zur Gotthard-Röhre und zum Weltfrauentag öffentlich debattiert.»

Wer angegriffen wird, versucht instinktiv, die Kritiker eines Besseren zu überzeugen. Die Vorwürfe, und seien sie noch so hanebüchen und aus der Luft gegriffen, sollen widerlegt werden. Das ist aussichtslos, denn die Kritiker sind nicht angetrieben von ernsthaften Zweifeln über die Fähigkeiten von Christa Rigozzi. Sondern von Neid, Missgunst und unreflektierten Vorurteilen.

Trotzdem verfehlen sie ihre destruktive Wirkung nicht, sie hemmen den Betroffenen und hindern ihn daran, so frei und von der Leber weg aufzutreten, wie es dem Naturell entsprechen würde. So erschien Rigozzi am Sonntagabend leider nicht in dem tollen, knallig pinken Anzug, den sie auf dem Bild zur Pressemitteilung von Ende Mai getragen hatte. Sondern in einem schrecklichen Giesskannen-Grün. Doch das ist nebensächlich. Und sie sieht ohnehin immer grossartig aus; egal, was sie trägt.

Schwerwiegender ist, dass Christa Rigozzi diesmal spürbar angespannt war, während sie bei früheren Auftritten, etwa in der «Arena»-Sendung vom September 2014 zur zweiten Gotthardröhre, gelöst und sehr eloquent wirkte. Natürlich ist sie als Co-Moderatorin exponierter als ein normaler «Arena»-Gast. Doch exponiert ist sie eben auch wegen der Kritik auf Vorrat. Übrigens ist die Rechnung für das SRF aufgegangen. Der Marktanteil der Sendung war überdurchschnittlich hoch. Und auch die TV-Kritik auf «Tages-Anzeiger» online wurde angeklickt wie kein anderer Artikel an diesem Tag. Bei der eingebauten Frage an die Leserschaft, ob es die Moderatorin gut gemacht habe oder nicht, klickten dann 95 Prozent auf Nein. Nur 5 Prozent hielten den Daumen rauf. Wie geht das zusammen?


Claudia Blumer,
16.6.2017, 116. Jahrgang, Nr. 167.

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