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«Wandzeitung» vom 7.7.2014:

Sparen:

Happy Birthday, Winterthur.

Das ganze Jahr steht unter dem Zeichen des 750-Jahr-Jubiläums der Stadt Winterthur. Die entsprechende Feier am 22. Juni war denn auch pompös, wie es sich für ein Stadtfest gehört. Winterthur feierte sich selber und liess sich vergnügt feiern.

Wenn ich mir meine Stadt vorstelle, wie sie 1264 war, als sie das Stadtrecht verliehen bekam, dann sehe ich ein kleines, überschaubares Dorf vor meinem inneren Auge. Ein mittelalterliches Örtchen, umgeben von einer Stadtmauer, abgeschirmt und nachts geschlossen. Das Leben war kein Zuckerschlecken, die Arbeit war hart und das Auskommen bescheiden. Das änderte sich auch nicht mit dem Stadtrecht. Aber: Man war nun jemand!

Stadt-Sein ist toll! Aber Stadt-Sein verpflichtet auch. Winterthur ist gewachsen. Die heutige Stadtfläche ist ein Zigfaches von der im Jahr 1264. Winterthur hat sich als Industrie-, Handels-, Kultur- und Bildungsstadt einen Namen gemacht. Die Stadt ist attraktiv, sie ist schön – und sie kostet etwas. Im Moment kostet sie sogar mehr, als sie sich leisten kann. Es ist darum richtig, gewisse Ausgaben in Frage zu stellen. Es ist indes auch richtig, nun ernsthaft über die Bücher zu gehen und kritisch hinzuschauen. Aber es wäre fatal, davon auszugehen, dass wir lediglich mit Sparen aus der aktuellen Finanzkrise hinausfinden.

Als attraktive Stadt hat Winterthur automatisch eine Anziehungskraft auf viele Leute. Auf Familien, die hier leben möchten, auf Studierende, die an der ZHAW ihre Ausbildung machen und gerne auch in der Stadt wohnen möchten, auf sozial Schwächere, die einerseits die Anonymität der Stadt suchen, aber auch die vielfältigen Angebote schätzen. Winterthur zieht aber auch diejenigen an, die nicht in der Stadt leben und hier Steuern bezahlen, sondern aus den umliegenden Gemeinden hierher kommen, um das Kultur-, Sport- und Bildungsangebot zu nutzen.

Unsere Stadt soll das auch in Zukunft bieten. Es gehört zur Identität von Winterthur und ist Teil der Verpflichtung, die wir als Stadt haben. Damit wir uns aber finanziell wieder auffangen können, müssen in Zukunft diese Zentrumslasten adäquat abgegolten werden.

Ich bin gerne bereit, mir meine Stadt etwas kosten zu lassen. Die Lebensqualität, die mir Winterthur bietet, ist grossartig. Ich wehre mich ganz entschieden dagegen, dies aufs Spiel zu setzen. Die finanzielle Schieflache zwingt uns aber, den Gürtel enger zu schnallen. Nur, wie gesagt, wenn wir lediglich mit Einsparungen versuchen, das Finanzloch zu stopfen, dann zerstören wir mutwillig das, was Winterthur attraktiv und liebenswert macht. Es muss darum möglich sein, auch über die Einnahmen zu sprechen, die Mehreinnahmen!

In diesem Sinne hoffe ich auf eine kooperative Zusammenarbeit im Hinblick auf die kommenden Budgetdebatten. Wir alle haben am 22. Juni unseren Geburtstag gefeiert und gezeigt, wie stolz wir auf unser Geburtstagskind sind. Also schauen wir doch, dass wir das auch beim nächsten Jubiläum noch sein können! Ich möchte nicht zurück ins Mittelalter, mich hinter Stadtmauern verschanzen und hoffen, dass niemand kommt...


Christa Benz-Meier,
7.7.2014, 113. Jahrgang, Nr. 32.

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