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«Wandzeitung» vom 10.8.2014:

Apropos Staatsbürgerschaft:

Deutschland – Schweiz: 2:0.

Erinnern wir uns an die Diskussionen um die Fussballstars mit ausländischen Wurzeln: Wenn diese sich dafür entscheiden, für ihr Herkunftsland zu spielen, erhebt sich in der Schweiz ein Gejammer, und sie werden beschimpft. Gleichzeitig wissen wir alle, welchen Aufwand die Schweiz betreibt, um ja keinen Unwürdigen ihre Staatsbürgerschaft zugestehen zu müssen. Nun kann dies auch absurde Folgen haben, wie diese kleine Geschichte zeigt:

Da lebt ein junges Schweizer Paar in Frankfurt. Er arbeitet an seiner Doktorarbeit, sie ist noch im Studium und arbeitet im Team einer renommierten Soziologieprofessorin. Ende Juni konnte sich das Paar über doppelten Nachwuchs freuen. Zwillinge, wenn auch etwas früh, kamen zur Welt...

Ich verzichte hier darauf, alle die Vorzüge aufzuzählen, die das junge Paar in Bezug auf Krankenversicherung, die AHV, den Elternurlaub et cetera unbürokratisch erhält. Ich gehe nicht näher darauf ein, dass alle Ämter sondergleichen von sich aus auf die jungen Eltern zukommen, und ihnen von sich aus mitteilen, was für sie unternommen wird, während hier meistens mühsame Anfragen und Beweise notwendig sind, um völlig normale staatliche Unterstützung zu erhalten.

Das junge Paar plant, die beiden Kinder beim Schweizer Konsulat anzumelden. Das wird aber eine schwierige Sache, die sich über Wochen hinwegzieht. Zuerst müssen Dokumente aus der Schweiz beschafft werden. Dann müssen die deutschen Geburtsscheine beglaubigt werden. Und dann, wie die beiden Eltern bereits der Meinung sind, nun wirklich alles erledigt zu haben, stellt das Konsulat fest, dass auf den beglaubigten Geburtsscheinen die genaue Geburtszeit nicht vermerkt ist. Diese Information ist aber für eine Schweizer Staatsbürgerschaft entscheidend, und so muss ein spezieller Geburtsschein beim Spital angefordert werden der die Geburtszeiten der Zwillinge festhält – und natürlich auch wieder beglaubigt werden.

Sie realisieren: Die Schweiz tut sich schwer damit, die Kinder einer Schweizerin und eines Schweizers im Ausland zu anerkennen. Und dann dies: Noch während dieses Prozedere im Gang ist, erhalten die Eltern Post der Bundesrepublik Deutschland. Sie gratuliert zur Geburt der Zwillinge und freut sich über die zwei neuen Staatsangehörigen. Aufgrund Paragraph «XY sowieso». Einfach so, ohne Aufwand von Seiten der Eltern, ohne Formalitäten. «Hallo, wir freuen uns auf euch, ihr seid dabei...». Während die Schweizer Konsulatsangestellten dank der Politik der SVP noch am kontrollieren sind, ob die beiden Kindern wirklich würdig sind, Schweizer zu sein.

Nun, die beiden Zwillinge sind nun mal Deutsche. Vermutlich werden sie dann die Schweizer Staatsbürgerschaft früher oder später auch noch erhalten. Aber: Niemand weiss, was aus ihnen mal werden wird. Nur mal angenommen, sie werden überraschenderweise Fussballstars. Und schiessen an der Fussball-WM 2038 die Tore zum Sieg von Deutschland über die Schweiz. Zwei zu Null.

Pech für die Schweiz. Die Deutschen waren einfach schneller.

 


Matthias Erzinger,
10.8.2014, 113. Jahrgang, Nr. 66.

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