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«Wandzeitung» vom 1.7.2018:

Tierische Fussballwelt:

Schmetterlinge auf der Brust.

Die diesjährige Ausgabe der Fussballweltmeisterschaft in Russland verwöhnt uns mit spannenden, qualitativ hochstehenden Spielen, mit schönen Toren, harten Zweikämpfen und einigen Überraschungen. Und wir kommen in den Genuss, die Vielfalt der Spielerkompetenzen auf dem Rasen miterleben zu dürfen. Die Spieler sind Fussballer, Stürmer, Verteidiger, Kämpfer, Dribbler, Torschützen, aber auch Schauspieler, Lamentierer, Ankläger, sterbender Schwan und verärgerte Diva. Für uns Zuschauer beste Unterhaltung.

Auch die Schweizer Nationalmannschaft ist beim Turnier dabei. Eine handvoll traditioneller Schweizer in der Mannschaft werden mit hervorragenden Spielern mit Migrationshintergrund aus Albanien, aus dem Kosovo und weiteren Ländern verstärkt. Und dies sehr erfolgreich. Zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Beitrages sind Shaqiri, Xhaka, Behrami, Rodriguez, Embolo, Dzemaili, Seferovic, Drmic etc. noch auf Achtelfinalkurs.

Aber alle diese Schweizer Spieler können nicht nur Tore schiessen, sondern können von Herzen jubeln, sich überschwenglich freuen, Emotionen zeigen und sich richtig gehen lassen. Und weil es verboten ist, auf dem Spielfeld die Hände einzusetzen – es ist ja nicht Handball – setzt man die Hände nach einem Torschuss extensiv ein.

Mit beiden Händen wird also stolz das Zeichen der Schweizer Nationalmannschaft gezeigt: der Schmetterling (nicht zu verwechseln mit einer Schwalbe). Ein Symbol für Frieden, Gelassenheit, Schönheit und Harmonie. Der Schmetterling zeigt aber auch deutlich die innere Unsicherheit gerade der Migrationsspieler: Einen Flügel für Albanien, den anderen Flügel für die Schweiz.

Um das klar zu stellen: Die Schweizer-Spieler stehen im Dienste der Schweizer Nationalmannschaft. Und eigentlich müsste das Schweizer Kreuz im Zentrum stehen. Dieses tragen die Spieler auf ihren Trikots, sie müssten nach einem Torerfolg nur mit dem Finger auf dieses deuten. Wir wären schon zufrieden und niemand würde sich provoziert fühlen.

Aber es kam anders: Für den gezeigten Schmetterling wurden drei Spieler, zwei mit Migrationshintergrund und ein waschechter Schweizer, von der FIFA Disziplinarkommission mit Bussen sanktioniert. Da sind wir nochmals mit einem blauen Auge davongekommen. Es hätten auch Spielsperren sein können.

Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb es für einen Schmetterling eine Busse absetzt. Vielleicht aber wurden die Spieler nicht für den Falter gebüsst, sondern für den Tatbestand, dass die Spieler jeweils zu Beginn des Spieles viel zu zurückhaltend auftreten. «Trittst im Morgenrot daher» wird nur gedacht, allenfalls gesummt und nicht gesungen, während andere Teams ihre Hymne aus voller Kehle überzeugt und selbstbewusst ins Stadion schmettern.

Übrigens: Anders müsste man urteilen, wenn das Zeichen als Doppeladler zu deuten wäre. Dann hätte die Sanktion weitaus stärker ausfallen müssen. Das wäre nämlich eine Provokation gewesen – gerade im Spiel gegen Serbien.

Und jetzt wieder zurück zum Fussballspielen. Hopp Schwiiz!


Michael Künzle,
1.7.2018, 117. Jahrgang, Nr. 182.

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