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«Wandzeitung» vom 27.2.2018:

„America First …

... Switzerland Second.“

Vor einem Jahr sorgte dieses Youtube-Video für Aufsehen. Zur Erinnerung: Am 20. Januar 2017 fand die Inauguration von Donald Trump als 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten in Washington statt. Das Motto der Amtseinführung lautete uniquely American („einzigartig amerikanisch“). In seiner Antrittsrede zeigte er auf, mit welchem Grundsatz er sein Wahlversprechen „Make America Great Again“ umzusetzen gedenke: „America First“.

Dies war aber nicht das einzig denkwürdige an seiner Amsteinführungsveranstaltung. Während die Medien übereinstimmend berichteten, es hätten deutlich weniger Teilnehmer an der Veranstaltung teilgenommen als an jener seines Amtsvorgängers Barack Obama, behauptete Trumps Pressesprecher Sean Spicer an seiner ersten Medienkonferenz in seiner Funktion das Gegenteil. Er sprach „vom grössten Publikum, das jemals an einer Vereidigung dabei war“. Kurz darauf erschienen Bilder, die klar aufzeigten, dass die Menschenmenge auf dem Park vor dem Kapitol bei der ersten Vereidigung von Barack Obama bedeutend grösser war als jene acht Jahre später bei Donald Trump. Auf dem US-Sender NBC damit konfrontiert, entgegnete Trumps Beraterin Kellyanne Conway, sie verfügten über „alternative Fakten“. Diese Ausgangslage wurde wenige Tage darauf von einer niederländischen Satire-Show aufgenommen, welche an Trump anlehnend sich mit einer Videoparodie bei ihm anbiederte und anbot, nach den USA wenigstens an zweiter Stelle zu stehen: „America First, The Netherland Second“, war geboren. Es folgten zahlreiche Satiriker in andern Ländern mit einem entsprechenden Beitrag, wobei jener der Schweiz von Dominic Deville zu den gelungensten und auf Youtube meist aufgerufenen gehörte.

Rund ein Jahr später feiert der Slogan „America First, Switzerland Second“ sein Comeback. Im Nachgang zum tragischen Schulmassaker in Parkland, Florida, vom 14. Februar 2018, kursiert online eine Statistik im Web. Diese fusst auf einer Studie des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) aus dem Jahr 2011 und listet die höchste Anzahl Schusswaffentoter nach Ländern auf: An erster Stelle, mit 29,7 Schusswaffentoten pro einer Million Einwohnern, ist die USA – gefolgt, wenn auch mit deutlichem Abstand, mit 7,7 Schusswaffentoten pro eine Million Einwohnern, von der Schweiz. Oder eben, zynisch zugespitzt: „America First, Switzerland Second“.

Zum auf den ersten Blick etwas überraschenden Befund muss erläutert werden, dass auch die Suizide durch Schusswaffen in diese Zahlen einberechnet sind. Dennoch erstaunt, dass die Schweiz etwa eine vierfach höhere Quote aufweist als Deutschland oder Österreich. Gemeinsam ist der Schweiz mit den USA, dass sie über relativ viele Schusswaffen in Privathaushalten verfügt. Und dass bezüglich Verschärfung des Waffenrechtes in beiden Staaten aus ideologischen Gründen sehr wenig geht. In der Schweiz ist die aktuelle Verschärfung auf die Übernahme des Waffenrechtes der EU zurückzuführen. Während es in den USA abzuwarten gilt, ob der tragische Vorfall von Florida Folgen auf das Waffenrecht haben wird.


Nicolas Galladé,
27.2.2018, 117. Jahrgang, Nr. 58.

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