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«Wandzeitung» vom 2.4.2015:

Liebesbriefe:

U und M.

Sie sind meine Heldinnen; U, die Heilpädagogin und M, die Physiotherapeutin. Sie haben meine Kinder auf den Weg gebracht. Jahre lang waren sie Teil von unserem Alltag, das hat uns zusammengeschweisst. Plötzlich vermischte sich Berufliches und Privates. Wenn Kinder im Spiel sind und die Betreuungszeit so intensiv ist, dann schmilzt das Eis.

Durch die Behinderung von meinem jüngeren Sohn waren wir auf Hilfe von aussen angewiesen. Im Appenzellerland waren wir hervorragend vernetzt. Eine zerebrale Bewegungsstörung, einhergehend mit einem leichten geistigen Handycap machten ihm die Entwicklung schwer. Wir wurden M zugeteilt und fuhren viele Jahre jeden Donnerstag nach Gossau zu ihr. Während der Behandlung beobachtete ich genau, was M machte und versuchte es daheim einzubringen. Domi arbeitete gut mit und der Kontakt war sehr heiter. Mit drei Jahren dann, konnte er endlich laufen. M sagte uns, dass sie es selber nicht für möglich gehalten hat. Durch die Gespräche mit ihr kamen wir uns näher und sie lud uns zu sich ein. Damals wohnte sie noch in einem grossen Haus mit viel Umschwung. Wir lernten ihre Töchter kennen – und ihre Katzen. Bald holten wir Timi zu uns, ein Dreifärberli. Leider wurde sie nur gerade mal elf Monate alt. Später kam Luna, von der gleichen Mutter. Der Kontakt zu M ist inzwischen zwar spärlich, aber immer noch genau so schön. Wir besuchen uns gegenseitig, wenn auch viel zu selten. Dafür laufen wir uns manchmal zufällig über den Weg beim Pendeln, das freut mich sehr.

U ist einfach ein Goldstück! Sie hat uns in jeglicher Hinsicht geholfen. Als Früherzieherin hat sie auch meinen Grossen mit eingebunden in ihre Therapie. Durch sie wurde bei ihm ein ADHS gefunden. Sie möchte damit niemanden stigmatisieren, aber sie hat dafür gesorgt, dass er besondere Massnahmen bekommt, die es ihm leichter gemacht haben, sich gut zu entwickeln. Heute hat er die meisten seiner Schwierigkeiten hinter sich gelassen. U kam regelmässig zu uns nach Hause und hat dann auch eine Waldstunde lanciert. Dort traten wir bei jedem Wetter mit nackten Füssen im Wasser, kletterten auf allen Vieren den Hang rauf, spürten die Erde zwischen den Fingern, machten Feuer und sangen. Wir lernten, wie wichtig Rituale sind.

Irgendwann besuchten wir sie dann auch privat. Als ich auf Jobsuche war, bot sie mir an, bei ihr zu putzen. Das war immer ein ganz besonderes Erlebnis. Zuerst gab es einen Kaffee und wir unterhielten uns. Sie gab mir wertvolle Tipps für den Umgang mit den Kindern und ich lernte unheimlich viel über die Entwicklungsschritte im Gehirn. Keinesfalls wollte ich eines der beiden bevorzugen, jedes brauchte auf seine Weise besondere Aufmerksamkeit. U unterstützte mich in allen Phasen intensiv und auch die Jungs arbeiteten sehr gerne mit ihr.

U ist eine vielseitige Künstlerin. Sie hat verschiedene Bücher geschrieben, sich zur Jogalehrerin ausbilden lassen und töpfert gerne zum Ausgleich. Zusammen haben wir ein Kulturbilderbuch mit heilpädagogischem Gedanken erschaffen. Wir sehen uns zwar nur noch wenig, bleiben aber herzlich miteinander verbunden.


Momo Appenzeller,
2.4.2015, 114. Jahrgang, Nr. 92.

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