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«Wandzeitung» vom 2.10.2015:

Alltägliches:

Abhängigkeiten.

Kennen Sie den Film, in dem ein Naturvolk eine Cola-Glasflasche fand und sie für ein Geschenk Gottes hielt? Ein Kleinflugzeug war vorübergeflogen und jemand hatte sie aus dem Fenster geworfen. Die Menschen unten, die bisher abgeschottet von der Umwelt im Einklang der Natur gelebt hatten, waren in diesem Moment von der Sonne geblendet und warfen sich, bei dem Gedröhne der Flugmaschine, auf den Boden. Erst benutzten sie die Flasche als Haushaltshilfe, wie etwa zum Knacken von Nüssen oder Auswallen von einem Fladenteig. Aber bald schon entwickelte sich ein ganz neues Gefühl unter der ursprünglich friedvollen Gemeinschaft: Neid. Jeder wollte die Flasche für sich haben. Sie fingen an sich zu beschimpfen und rauften sich deswegen. Schliesslich schlug einer dem anderen mit der Flasche auf den Kopf. Daraufhin wollte der Stammesführer an den Rand der Erde gehen und sie runter schmeissen. Ein ernstes Thema, anschaulich erzählt. Doch das Lächeln, das die rührende Geschichte auf mein Gesicht gezaubert hatte, hinterliess auch eine Botschaft, die ich bis heute nicht vergessen habe. Wir sind nämlich, obwohl inzwischen im Jahr 2015 angekommen, keinen Schritt weiter als damals. Ausser dass nun vielleicht jeder Mensch weiss, dass die Erde rund ist?

Alle Erfindungen, die ursprünglich zum Wohl der Menschheit entwickelt wurden, können auch zum Gegenteil genutzt werden. Und das wird auch von Minderheiten rege gemacht. Gut und Böse, unsere beiden Seiten. Die Entwicklung der Technik und wir können immer noch nicht angemessen damit umgehen. Wir wollen immer das Neuste haben, auch wenn wir es eigentlich gar nicht brauchen. Aber wir lassen es zu, dass es Besitz von uns nimmt. Ich denke da an den neusten Fluch; das Smartphone. Dreiviertel von all dem Plunder, der drauf ist und so viel Speicher braucht, benutzt kein Mensch und lässt sich nur mit viel Mühe löschen. Ausserdem stiehlt es uns das kostbarste Gut; die Zeit mit geliebten Menschen.

Die wenigsten schaffen es, den lästigen Störenfried in der Tasche zu lassen, wenn wir mit jemandem zusammen sind. Wir müssen permanent erreichbar und verfügbar sein. Wenn wir nicht auf dem Laufenden sind bekommen wir die Krise! Ich bin da altmodisch und finde das unhöflich und unanständig meinen Gegenüber gegenüber. Wenn ich das äussere, werde ich oft belächelt und das ist doch einfach nur traurig, oder? Soll ich den Kontakt dann abbrechen? Heute machen wir Schluss per Handy oder blockieren den, den wir nicht mehr mögen. Elektrosmog ist kein Thema mehr. Inzwischen brauchen wir ihn zum Leben. Der Android gehört neben den Kopf beim Schlafen. Ist das wirklicher Fortschritt? Von mir aus könnte man ein Schulfach daraus machen, wie man das Internet sinnvoll nutzt und respektvoll damit und mit seinen Mitmenschen umgeht. Und an schlechten Tagen möchte ich an den Rand der Erde wandern und die gesamte Technik einfach mal ganz weit über die nicht existente Kante unseres Planeten werfen.


Momo Appenzeller,
2.10.2015, 114. Jahrgang, Nr. 275.

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Standpunkte:

16.10.2015, 14:09 Uhr.

ruth th schrieb:

Aus tiefster Seele würde ich Dich begleiten, um die Technik über die nicht exsistente Kante am Rande der Erde zu werfen
Und das nicht nur einmal , sondern solange, bis der Quantensprung-Effekt einsetzt


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