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«Wandzeitung» vom 23.9.2015:

Eine Rezension:

Non olet. Sportverbandsland Schweiz.

Mittlerweile erschien mit dem Band «Non olet. Sportverbandsland Schweiz» nach «Kleine Psychiatrie- und Verwahrungsgeschichte der Schweiz», «Bauernopfer Grüninger», «Oerlikon als Diener aller Herren» und «Drecksgeschäfte mit Wasser» (alle im Selbstverlag) das fünfte Buch des Aargauers Hans-Ueli Bitterli, in dem der Grünliberale, dessen Versuche, nach dem Abbruch seines Soziologiestudiums politische Karriere zu machen, bekanntlich gescheitert sind, in von ihm schon gewohnter Manier seine nestbeschmutzerischen Aktionen fortsetzt.

Mit dem Titel des Buches spielt der Autor auf eine Anekdote über die phantasievolle Steuerpolitik Vespasians an. Für viele Schweizer habe laut Bitterli der Gelderwerb eine fast lebenssinnstiftende Funktion, wobei es für sie völlig irrelevant sei, mit welchen anrüchigen Methoden auch immer er zustande komme.

Wer sich von diesem Buch Informationen über typisch eidgenössische Sportarten wie Schwingen oder Hornussen erwartet, wird natürlich enttäuscht, denn der Autor schreibt ausschliesslich über internationale Sportverbände. Von den circa 250 internationalen Sportorganisationen haben fast 70 ihr europäisches oder weltweites Hauptquartier in der Schweiz. Wegen der schönen Landschaft oder der stabilen politischen Lage? Hauptgründe für ihre Ansiedlung seien vielmehr laut Bitterli die überaus attraktive Steuerpolitik und das einfache Vereinsrecht der Schweiz. Obwohl es sich bei Sportorganisationen wie der FIFA, der UEFA oder dem IOC faktisch um Millionen-, ja Milliardenbetriebe handle (2011 hätten sie allein in der Schweiz rund 1800 Beschäftigte und Einnahmen von rund 4,7 Mrd. Franken gehabt), gälten für sie aufgrund des mehr als ein Jahrhundert alten Gesellschaftsrechts die gleichen Regeln wie für einen Jassklub: keine Registerpflicht, keine Verpflichtung zur Buchprüfung und zu externen Kontrollen, keine Veröffentlichung der Abschlüsse. Parlamentarische Initiativen gegen die Steuerbefreiung der Sportorganisationen und für die Änderung des Vereinsrechts würden regelmässig abgeschmettert, weil ja keine wirtschaftlichen Ziele verfolgt würden. Ein idealer Nährboden für Vetternwirtschaft und Korruption.

Genüsslich erzählt Bitterli von durch die UCI heruntergespielten Dopingfällen, von Spielmanipulationen bei der IHF, von Korruptionsfällen bei der FIFA, die einerseits für die Zwangsabsiedlung brasilianischer Favelabewohner verantwortlich sei und sich anderseits eine 155 Mio. € teure Luxusresidenz mit Möbeln und Wänden aus geschliffenem Wurzelholz afrikanischer Nussbäume leiste. Fussballweltmeisterschaften würden an Wüstenstaaten vergeben, olympische Winterspiele an schneelose Regionen, was zähle, sei nur mehr das Geld.

In der Tat, Herr Bitterli! Eine Änderung der Gesetze und Besteuerungsregeln hätte nur die Abwanderung der Sportorganisationen und somit einen Verlust von Arbeitsplätzen in der Schweiz zur Folge. Dem Autor ist das freilich egal; wie man hört, werkt er zur Zeit an einem neuen Buch, dessen Titel «Schurkenstaat Schweiz. Die Parallelwelt der Banken» allein schon zu schlimmsten Befürchtungen Anlass gibt.

 

 


Herbert Danzer,
23.9.2015, 114. Jahrgang, Nr. 266.

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