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«Wandzeitung» vom 3.2.2015:

Schnäppchenjäger:

Die RICHTIGEN Schnäppchenjäger.

Nach der Aufhebung des Mindestkurses des Euro jagen sich nicht nur die Schlagzeilen sondern auch die Schnäppchenjäger. Zunächst die Schlagzeilen: «Will Herr Jordan uns ins Aus schiessen»: Die ZEIT. Da wird also nicht mehr und nicht weniger verlangt und erwartet, dass sich Thomas Jordan, Präsident der SNB erklärt, und dies nicht wie gehabt in «einem nichtssagenden Interview». Nun, Herr Jordan hat dies nicht getan, er hat seinen Vize beauftragt, dies 14 Tage später zu machen. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» hat Jean-Pierre Danthine am 27. Januar erklärt, die SNB hätte keine andere Wahl gehabt. Auf die Frage, ob die Haltung der EZB die Entscheidung der Aufhebung beschleunigt habe, sagt er nein. «Die Nachhaltigkeit der Aufrechterhaltung des Mindestkurses war nicht mehr gegeben». Alles klar? Schon eine recht lange Zeit hat die SNB Milliarden in die Schwächung des Schweizer Franken gepumpt, und nun war’s einfach einmal genug. Dass niemand dies ein bisschen vorher wusste – nicht einmal der Bundesrat und auch nicht Frau Lagarde – hat der SNB – die laut «Südkurier» in Bern sitzt, hoppla – auf einmal eine unerwartete Präsenz in den Medien beschert.

Konsequenzen für den Normalbürger: In Deutschland ist es jetzt noch billiger, also los zum Einkaufen in die grenznahen Gebiete, wo es ja schon vorher VIEL billiger war. – In Zürich habe ich versucht, ein Buch mit dem aufgedruckten Europreis in Euro zu bezahlen. Pech gehabt. Die coole Antwort der Kassierin, an der der oberste OF-Chef sicher Freude hat: «Fahren Sie nach Konstanz, dort können Sie das, hier aber nicht!». Na ja, hier in der Schweiz wird im Buchhandel munter der Eurokurs wie früher berechnet: Man zahlt 1,8-mal mehr.

Die SBB wollten dem Ansturm der Schnäppchenjäger gerecht werden und haben die Wagenzahl nach Konstanz verdoppelt. Für die Katz, die meisten fahren mit dem Auto hin, da hat’s mehr Platz für die Einkäufe.

Die richtigen Schnäppchenjäger fahren aber nach Genf oder nach Basel – zu den angesagtesten Kunstmessen. Gerade jetzt geht in Genf die «artgeneve» zu Ende, die nicht ganz so bedeutend ist wie die «art basel». In Basel sind jeweils am ersten VIP-Tag bereits um die Mittagszeit die besten Stücke weg. Die Millionäre und Milliardäre drängen sich in den berühmten Galerien um die besten Stücke. Lange Zeit war der Preisrekord bei John Jaspers, der bei Sotheby's 17,7 Mio Dollar für «False Start» erhielt. Lucian Freud kam sogar auf 33,7 Mio. Aber tüchtig darüber war Jeff Koons mit 43 Millionen Euro für einen Blechhund, und das beste Resultat erzielte Francis Bacons Bild für 105 Millionen Euro. Okay, das ist halt jetzt in CHF ein wenig bescheidener. Wer kauft zu derart irren Preisen? In der letzten Zeit vor allem die Sheika Al Mayassa, Viktor Pinchuk und Roman Abramovich: drei Milliardäre, für die diese Summen Peanuts waren.

Ich durfte in Basel einen Millionären beim Einkauf begleiten und beraten. Natürlich am ersten VIP-Tag. Schön: Im Obergeschoss gibt es nach den Sushis kostenlos Glace und Espresso; da stehen die Millionäre und Millionärinnen dann an. Man kann ja nicht erwarten, dass man für solche Bagatellen das nötige Kleingeld hat ...


André Bernhard,
3.2.2015, 114. Jahrgang, Nr. 34.

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