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«Wandzeitung» vom 5.4.2015:

Scharf oder spitz?

Winterthur in Erklärungsnot.

Wie viele der politischen Flops liessen sich vermeiden? Wenn ich zusammenschaue, wie offen die sieben Freunde am Stammtisch seit vergangenem Dezember die Zukunft von Werk 1 und Superblock manifestierten, bin ich fasziniert. Mit ihrem Wissen um eine Stadt im Übergang aus Schwere hin zu Selbsterhalt haben sie sich mutig ins Zeug gelegt und weit zum Fenster hinausgelehnt. Insbesondere der Philosoph Philo hat entgegen der aktuellen Veränderung mit einer ihm eigenen Sprache den gesamten Stadtrat ins Stadthaus katapultiert. Der Architekt Hugo und der Politiker Poli haben selbstreflektierend, zumindest ansatzweise Zweifel an der Verhältnismässigkeit zwischen den gebauten und geplanten Massenverdichtungen in den ehemaligen Industriegebieten und der Alt-, Park-, Garten- und Waldstadt Winterthurs geäussert. Bera dem Berater und Bio dem Biophilen ist aufgefallen, dass Winterthur in der Senke der umliegenden Hügel liegt. Die Willkür zur stickigen Luft von Töss bis Oberwinterthur will in der Gesamtplanung jedoch unberücksichtigt bleiben. Theo der Theologe hält sich, was seiner Aufgabe auch als Religionsführer der Verwaltung entspricht, eher bedeckt. Bleibt Geo der Geomant: Er könnte mit dem Willen der Geschichte in Winterthur die Lebensenergie soweit entfalten, wie Winterthur sich in neuer Einheit, Weisheit und Wahrheit verändern und entwickeln will. Soweit die Zusammenschau.

Nun, im Ausblick, schildere ich die Not der Regierung Flops zu erklären. Mich erstaunt, was die sieben Freunde ausser Acht gelassen haben: Stadtregierung und Gemeindeparlament sind spitz, die zentralisierte Verwaltung wie eine Unternehmung mit Kunden, Mitarbeitergespräch und Zielsetzung zu führen. Sie liegen der Lüge einer groben Sinneswahrnehmung auf: Eine Verwaltung lässt sich nie wie ein Unternehmen führen, auch nicht in ausgelagerter Form. Versuche wie WoV (wirkungsorientierte Verwaltungsführung) sind gescheitert. Denn wo keine Ursache ist, will auch keine Wirkung sein! Verwaltungsmitarbeitende haben keine Ziele, sondern Aufgaben. Vermeintliche Ziele drehen sich nur um das Geld. Ich will hier nicht ausführen, dass die Stadträte berufsbedingt wenig Ahnung von Unternehmensführung haben. Vielmehr darf ihnen bewusst sein, was es heisst, eine Stadt so zu verwalten, dass die Mitarbeitenden gesund und konzentriert ihre Aufgaben mit bestem Wissen und Gewissen erfüllen können und sich die Einwohner nicht über den Tisch gezogen fühlen. Auch Management wie in Konzernen üblich, ist in einer Verwaltung ein Werkzeug, das mehr die Desorientierung anregt als die Verwaltungsangestellten zum Vermögen ihrer Leistung motiviert. Wenn der Gemeinderat nun mit Auslagerungen moniert und die Szenarien von Privatisierung in der Verwaltung forciert, vergisst er, dass der Hort der Wirtschaft anders tickt als die Politik es zulassen kann. Fällt das Zünglein an der Waage aus, überwiegen Spekulationen und erhalten Nulllösungen bereits im Vorfeld von Abstimmungen Übergewicht. Es steigt die Neigung zu Vetternwirtschaft und Betrug. Ich wünschte mir einen Stadtrat, der scharfsinnig statt spitzfindig politisiert.

 

 


Heiner Dübi,
5.4.2015, 114. Jahrgang, Nr. 95.

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Standpunkte:

6.4.2015, 07:04 Uhr.

Arthur Schudel schrieb:

Meinungen sind nur für den Herausgeber wahr. Arthur Schudel.


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