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«Wandzeitung» vom 19.6.2015:

Wider die Korruption:

Ist Feuer ein Menschenrecht?

Nun stellen wir also das dritte Element ins Netz der «Wandzeitung». Luft und Wasser hatten wir bereits durchdacht. Ohne Wasser und Luft gäbe es auch kein Feuer. Feuer braucht Luft, damit es nicht erstickt, und es braucht Wasser, damit die organischen Substanzen wie Holz, Öl oder Abfall sich entwickeln und danach brennen. Abfall ist im Gegensatz zu Holz und Öl kein natürliches Produkt. Natürlich scheidet auch die Erde als Beispiel schwarze Schlacke aus. Als Geysir ist sie beliebt, als Vulkan eher gefürchtet. So oder so kann sie die Gesundheit gefährden und zum Beispiel in kopflosen Häusern, die wie im Sulzerareal oder in Neuhegi auf schwarzen Strömen gebaut sind, dicke Luft erzeugen. Kommt noch der Abfall aus der Giessereizeit dazu, dann prost Nägeli! Letzterer ist quecksilberhaltig und menschengemacht.

Feuer hat eine unglaubliche Energie. Ich war vor mehr als dreissig Jahren in einer Dorfbeiz im Berner Seeland. Da wurde der Hauptmann und Kommandant der Feuerwehr verabschiedet. Unter seiner Leitung seien drei Bauernhäuser abgebrannt, zitiere ich den Redner wörtlich. Während ich über den Sprachfehler lachte, wurde eifrig geklatscht. Wenn unter der Leitung der Feuerwehr Häuser abgebrannt werden könnten, würde Feuer zum Menschenrecht! Was die Feuerwehr bekämpft, tut das Militär. Seit jeher werden die Häuser der Menschen abgefackelt, um Krieg zu führen und zu erobern. Dennoch käme es keinem Menschen in den Sinn, Feuer, das Waldbrände auslöst und Lebensraum vernichtet, als Menschenrecht zu bezeichnen.

Ich meine ein ganz anderes Feuer, das brennt. Das innere Feuer vieler Menschen. Ihre Seele bringt sie ins Gefängnis, weil sie bevor sie sprechen und das Wort ergreifen, ihre Sprache sanft in ihrer Brust abwägen, um zu entscheiden, mit welcher schönen Seite ihrer Sprache sie beginnen sollen. In diesen Momenten sind sie frei von ihrer gesamten Vergangenheit, und es gibt für sie keinen Raum für Gedanken an die Zukunft. Sie befinden sich in tiefer Einheit mit ihrem Feuer. Es gibt für sie nur das Hier und Jetzt, «ihre» Kommunikation, und die Entscheidung obliegt «ihrer» Freiheit, die schönste Seite der Sprache auszusuchen. Das ist die Gabe ihrer Kommunikation, und sie landen dafür im Gefängnis, werden ermordet und verfolgt. Oft sind es Schriftsteller, die verbrennen, weil sie kein Menschenrecht auf ihr inneres Feuer haben.

Diejenigen die zensurieren, sind oft «Plagiate» oder Opportunisten. Wir finden sie zumeist in der Politik, als Angestellte der Religion oder der Wirtschaft. Sie brauchen das Feuer, um im Wald Würstchen zu bräteln, weil sie sonst keine Lösung von ihrer Schuld, ihren Bürden und Sorgen finden. Soll also Feuer doch ein Menschenrecht sein?

Sprachbildung ist der Schlüssel zur Mediationsprävention – ein Begriff, den unsre Gesellschaft bis heute nicht kennt und morgen favorisieren wird. Denn nur mit dem Feuer der Sprache finden wir unser Selbstvertrauen und unser Selbstwertgefühl. Die Gabe der Kommunikation muss durchaus ein Menschenrecht sein: Denn ohne das Feuer der Sprache bleiben wir privat, wie auch beruflich und geschäftlich eher fruchtlos. Es sei denn, wir seien korrupt.


Heiner Dübi,
19.6.2015, 114. Jahrgang, Nr. 170.

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