Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 19.11.2015:

Laudatio für Claudia und Peter-Christian Fueter-Corti:

Arme Seelen.

Zwei kurze Momente im neuen Kinofilm «Schällenursli» (Regie: Xavier Koller) von Peter-Christian Fueter könnten nicht treffender sein. Wie zwei rote Punkte schenken sie dem Film den tiefen Sinn. Das erste Mal, es ist Herbst, hängt die Mutter beim Verlassen der Alp das runde Engadinerbrot an die Wand neben die schützende Glocke. Es sei für die armen Seelen bestimmt. Wenige Wochen später ist Schällenursli selber die arme Seele. Er beisst auf der tief verschneiten Alp herzhaft in das Engadinerbrot, bevor er am nächsten Tag auf «seiner Glocke» sitzend fröhlich ins Tal hinunterfährt. Dass ihn am Vorabend der Wolf vor dem sicheren Tod in der Lawine rettete, untermalt das Thema der Seelenwanderung. Diese spielt derzeit als «Eine fantastische Reise» im Stadttheater Winterthur nach dem «Märchen einer Wanderung» von Alexander Mitta. Es ist Claudia Corti, die mit ihrem Kindertanztheater das in der heutigen Gesellschaft heikle Thema der armen Seelen als Fantasy-Musical auf die Bühne und die Seelen des Publikums zum Glühen bringt.

Oft stecken die Seelen «im menschlichen Körper von Egoismus und Geldgier» fest. Eine solche Blockade bereitet nicht nur dem kleinen und jugendlichen Mai, einem der Hauptfiguren im Musical, Kopfschmerzen. Wenn eine reine Seele wie die des kleinen Mai der Völlerei des Jugendlichen verkommt, bedeutet das den frühen menschlichen Tod. Denn diese Seele hat keine Lust im Körper eines Menschen zu wohnen, der sich selber nichts zu Gute tut, stattdessen Gier und Eitelkeit zufügt.

Claudia und Peter-Christian Fueter-Corti bringen im gleichen Jahr 2015 je auf ihre Weise ins Kino und Theater, was bis in die Aufklärungszeit jede und jeder wusste: Der Mensch hat mit seiner Wiedergeburt eine Aufgabe zu leisten, die fern jeder Egomanie oder Schuldzuweisung steht. Es ist die Aufgabe der Menschen, eigene Fehler zu korrigieren, um sich und den anderen etwas Gutes zu tun. Ohne das Gewahrsein, dass wir alle arme Seelen sind, die nur darauf warten, sich dieser Natur bewusst zu sein, um Dinge zu sehen die andere vergessen, könnten nicht ein Film wie «Schällenursli» oder ein Musical wie «Eine fantastische Reise» entstehen. Deshalb scheint es mir angebracht, was andere Medien unterlassen, die kleine Laudatio in der Wandzeitung zu halten. Es ist in der heutigen Zeit auch in der Kunst- und Künstlerszene eine grosse und riskante Leistung, ein Thema zu wählen, das zum Erfolg wird, wenn es die Seelen der Menschen anspricht. Dies ist den beiden meisterlich gelungen. Deshalb entbiete ich Claudia und Peter-Christian Fueter-Corti ein grosses Dankeschön.

Noch dankbarer werde ich, wenn möglichst viele Seelen sich Raum geben und den Film wie das Musical geniessen. Der Film «Schällenursli» läuft derzeit in Winterthurs Kino, und das Musical «Eine fantastische Reise» wird vom Kindertanztheater noch bis zum 6. Dezember im Theater am Stadtgarten aufgeführt. Es sind eindrückliche Bilder, die den Körper zum Standing Ovation erheben.

 


Heiner Dübi,
19.11.2015, 114. Jahrgang, Nr. 323.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.