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«Wandzeitung» vom 6.3.2015:

Jugendaustausch als Chance:

Die Welt bei uns zu Hause – in der Welt zu Hause.

Seit kurzem lebt Mariano bei uns. Er ist ein 17-jähriger, aufgestellter, sympathischer und weltoffener junger Mann – ein AFS-Austauschschüler aus Chile. Er wird ein Jahr lang bei uns wohnen, Teil unserer Familie sein, hier zur Schule gehen, Leute kennen lernen und herausfinden, wie man in der Schweiz lebt. Gleichzeitig lernen wir durch ihn ein Stück lateinamerikanisches Lebensgefühl kennen.

Mariano ist bereits unser 5. Gastkind. Seit wir selber Eltern sind, haben wir immer wieder Jugendliche bei uns aufgenommen und unser Familienleben dadurch bereichert. Jedes Mal war es eine grossartige Erfahrung, jedes Mal durften wir wunderbare junge Menschen kennen lernen und unseren Horizont erweitern. Unsere Kinder sind stolz auf ihre Geschwister in der ganzen Welt und wir freuen uns darüber auch nach Jahren diese wertvollen Kontakte zu pflegen und zu verfolgen, was aus unseren ehemaligen Gastkindern wird. Vor 26 Jahren war ich selber Austauschschülerin. Mit 16 wagte ich den grossen Schritt über den Atlantik und verbrachte ein Jahr in Los Angeles. Als gross gewachsene, blonde Schweizerin war ich in meiner Schule, in der fast nur mexikanische Jugendliche waren, eine wahre Exotin. Mit meiner Gastmutter sprach ich spanisch, mit den Gastgeschwistern und den Freundinnen und Freunden englisch. So hatte ich das Glück, gleich zwei neue Kulturen parallel kennen zu lernen und ich erfuhr im doppelten Sinn, was es heisst, fremd zu sein.

Mit 16 war mein Austauschjahr für mich in erster Linie ein Abenteuer. Es brauchte Mut, allein in die Welt zu ziehen, sich auf völlig Neues und Unbekanntes einzulassen. Es war aber von Anfang an auch ein ganz bewusster Entscheid dafür, mich mit der Welt ausserhalb meiner Heimat zu konfrontieren, offen zu sein und mit Interesse und Neugier auf mein Gastland zuzugehen. Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt und ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich die Chance dazu hatte. Ich habe am eigenen Leib erlebt, was «fremd sein» bedeutet. Ich habe erlebt, wie wertvoll es ist, wenn man herzlich aufgenommen wird, einem die Leute mit Interesse und Wohlwollen begegnen und sich freuen, dass man da ist. Genau diese Erfahrung möchte ich meinen Gastkindern ermöglichen.

AFS, die weltweit grösste Schüler(innen)-Austauschorganisation, wurde nach dem 2. Weltkrieg gegründet. Ursprünglich war es lediglich ein Jugendaustausch zwischen den USA und Deutschland. Damals ging es darum, die beiden Länder einander nach dem schrecklichen Krieg wieder näherzubringen. Man wollte, dass junge Leute die jeweils andere Kultur hautnah erleben und kennen lernen, um sie wertschätzen zu lernen. Ein Friedensprojekt!

Heute ist AFS in ganz vielen Ländern tätig. Noch immer steht die Idee im Zentrum, dass wer selber positive Erfahrungen mit anderen Kulturen macht, weniger Grund hat, sich in seiner eigenen Kultur unsicher zu fühlen und Angst vor dem Fremden haben zu müssen. Davon braucht es gerade heute ganz viel – und immer mehr! Konnte ich Sie neugierig und gluschtig machen? AFS sucht immer wieder Gastfamilien. Geben Sie sich einen Ruck, öffnen Sie Ihr Herz und Ihr Haus, es lohnt sich!


Christa Benz-Meier,
6.3.2015, 114. Jahrgang, Nr. 65.

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