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«Wandzeitung» vom 6.6.2015:

Eine Geschichte aus dem Wald:

Die Sache mit dem Nüsschentopf.

Es waren einmal ganz viele ganz fleissige Eichhörnchen, die ihr Leben lang hart arbeiteten, um genügend Nüsschen für sich und ihre Artgenossen zu finden. Ohne Nüsschen geht nichts, das weiss jedes Eichhörnchen! Und es reichte ja auch nicht, dass sie einfach für sich und ihre Kinder Nüsschen suchten. Nein, sie mussten auch für die alten Eichhörnchen sorgen, die sich nicht mehr selber um ihre Nüsschen kümmern konnten. Ausserdem hatten einige Eichhörnchen Aufgaben übernommen, die notwendig waren, und die von irgend jemandem erledigt werden mussten. Sie pflegten kranke Eichhörnchen, betreuten junge Eichhörnchen (damit ihre Eltern Nüsschen sammeln konnten), sie bauten Strassen, damit die fleissigen Eichhörnchen schneller vorwärts kamen … Damit auch diese Eichhörnchen leben konnten, wurde beschlossen, dass alle Eichhörnchen einen Teil der Nüsschen, die sie fanden, jeweils in einen grossen Topf gaben. Mit den Nüsschen aus diesem Topf wurden all die Eichhörnchen gefüttert, die nicht selber Nüsschen suchen konnten.

Das funktionierte eigentlich alles ganz ordentlich und es ging den Eichhörnchen recht gut. So gut, dass sie immer älter wurden. Das war schön! Aber es wurde für die aktiven, fleissigen Eichhörnchen immer schwieriger, genügend Nüsschen zu finden, damit es wirklich für alle reichte.

Im selben Wald wohnten auch die Eichhörner. Das waren die Besitzer der Nüsschenbäume. Ihnen standen so viele Nüsschen zur Verfügung, wie sie nur haben wollten. Sie brauchten nichts dafür zu tun, sie hatten grosse Nüsschenlager und konnten sich daraus nach Lust und Laune bedienen. Eigentlich wäre es nett gewesen, wenn auch sie einen Teil ihres grossen Nüsschenvorrats in den Topf gegeben hätten. Aber die Eichhörner hatten darauf keine Lust. Sie wollten ihre Nüsschen lieber für sich behalten, obwohl sie gar nicht so viel brauchten, wie sie hatten. Sie sagten: «Diese Nüsschen gehören mir, ich habe sie von meinen Eltern bekommen. Und die haben sie von ihren Eltern bekommen. Ich sehe nicht ein, warum ich davon etwas in den grossen Topf geben sollte. Was geht mich dieser Topf an?» Das Verhältnis zwischen den Eichhörnern und den Eichhörnchen wurde darum immer angespannter.

Eines Tages verlangte ein besonders mutiges Eichhörnchen von den Eichhörnern, dass diese nun doch auch einen Teil ihrer Nüsschen in den Topf geben sollten. Darauf wurden die Eichhörner wütend. Sie behaupteten, dass ihre Kinder dann verhungern würden, weil sie ihnen nicht mehr alle Nüsschen weitergeben könnten. Im Ärger drohten sie sogar damit, ihre Nüsschenbäume zu packen und damit in einen anderen Wald zu gehen. Dann würden die Eichhörnchen schon sehen, wo sie blieben, so ohne Nüsschen!

Und wenn sie nicht gestorben sind … Ich weiss leider nicht, wie die Eichhörnchen und die Eichhörner ihren Konflikt gelöst haben. Vielleicht konnte das mutige Eichhörnchen die anderen ja von seiner Idee überzeugen und der Topf wird nun solidarisch von allen zusammen gefüllt. Ich würde mich sehr darüber freuen!


Christa Benz-Meier,
6.6.2015, 114. Jahrgang, Nr. 157.

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