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«Wandzeitung» vom 25.9.2015:

blättern im «landboten»:

an einem einzigen tag.

welches geschehen hat die welt an jenem winterlichen samstag, dem 13.12.1941, bewegt und im «landboten» spuren hinterlassen? der leitartikel auf der frontseite, diskret mit -r unterzeichnet, trägt den titel «der neue „weltkrieg“ und wir?» was doch gänsefüsschen ausdrücken können: nun hat sich der krieg also über europa hinaus und auf die ganze welt ausgedehnt. das stichwort „pearl harbor“ (perlenhafen) braucht im text nicht mehr zu stehen, jeder leser weiss es zu jenem zeitpunkt: am sonntag zuvor haben die japaner die amerikanische pazifikflotte auf hawaii versenkt, und dies gründlich. damit ist der krieg zwischen den usa und japan ausgebrochen, und vier tage später hat auch hitler den amerikanern den krieg erklärt.

dem erwähnten -r steht die frage zu vorderst, was das für die versorgung unseres landes zu bedeuten habe. die tonnage der schiffe auf den weltmeeren werde nun noch vermehrt vom krieg absorbiert, die zufuhr von lebensmitteln für die schweiz sei weiter erschwert. auf der seite 3 wird berichtet, dass sich amerika nun daran mache, 8 schlachtschiffe zu 45 000 tonnen zu bauen, ferner 7 flugzeugträger, 26 kreuzer zu 20 000 tonnen, 47 unterseeboote; dass sich alle männer von 13 bis 65 jahre einzutragen und jene zwischen 19 und 45 jahren zu stellen hätten.

der «landbote» weiss ferner zu berichten von einer russischen offensive auf der linie wolodna-leningrad; weiss von russischen erfolgen in der front vor moskau, wo die deutsche offensive zusammengebrochen und über 30 000 deutsche gefallen seien.

sport findet ebenfalls statt: fussball in winterthur, auch eishockey, und die landeslotterie wird im gewohnten rahmen abgehalten. die gemüsepreise auf dem wochenmarkt sind von interesse. bei den inseraten sticht eins hervor, in welchem kuhmist zum verkauf angeboten wird, und ein einfamilienhaus mit fünf zimmern ist für 38 000 franken feil.

übrigens hat, nebenbei auf seite 10, bulgarien den engländern und den vereinigten staaten den krieg erklärt und die brotration ist auf 150 gramm hinabgesetzt worden. das musikhaus jecklin inseriert „es burebüebli“ und „es zog ein regiment“ nebst zwei offenbar im trend stehenden heften mit tessiner soldatenliedern.

auf seite 4 wird ein referat von einem prof. dr. hans nabholz aus zürich angekündigt zum thema «neuordnung nach dem krieg». damit dürfte der mann allerdings der wirklichkeit etwas gar weit vorgegriffen haben. für neue ordnungen war damals noch zu wenig altes zusammengekracht.

bad news fanden schon damals, und in jenen kriegszeiten besonders, vermehrt beachtung, und so fehlt verständlicherweise in diesem weiten spektrum eine bestimmte erfreuliche nachricht, nämlich dass in zürich an diesem sonnigen samstag, zwischen fünf und sechs uhr abends, ... das licht der welt erblickt hat.

 

 


Alfred Vogel,
25.9.2015, 114. Jahrgang, Nr. 268.

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