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«Wandzeitung» vom 26.6.2015:

Warum dürfen Kinder geschlagen werden, nicht aber Erwachsene?

Kinder können wahnsinnig nerven.

Warum dürfen Eltern ihre Kinder in der Schweiz schlagen? Diese Frage stellten mir kürzlich meine Tochter und mein Gottenmeitli in derselben Woche unabhängig voneinander. Beide hatten vorher mit anderen Kindern diskutiert und fanden das nicht in Ordnung.

Letzte Woche habe ich den Vorstoss für ein Züchtigungsverbot von Eltern gegenüber Kindern im Nationalrat eingereicht. Seit 2008 ist in der Schweiz nichts mehr dazu passiert. Obwohl wir regelmässig von internationalen Organisationen gerügt und aufgerufen werden, die Körperstrafe endlich zu verbieten.

Im Juni 2014 hat die Global Initiative to End All Corparal Punishment of Children eine Studie veröffentlicht, welche die weltweiten Bemühungen zum kompletten Verbot von Körperstrafen an Minderjährigen aufzeigt. Ich finde bedenklich, dass neben der Schweiz in Westeuropa nur Belgien und Italien keine Schritte zu einem generellen Verbot solcher Strafen unternehmen wollen.

«Es rutscht jedem mal die Hand aus, das kann passieren.» Diesen Satz bekomme ich oft zu hören. Nein, damit bin ich nicht einverstanden. Es gibt Politkollegen oder gab Arbeitskolleginnen in meinem Leben, die haben mich mehr genervt, als meine Tochter es je könnte. Und trotzdem wäre es mir nie in den Sinn gekommen, ihnen eine runterzuhauen. Warum also sollte mir das ausgerechnet mit einem Kind passieren?

Natürlich können Kinder wahnsinnig nerven. Aber wer von denen, die sagen, es könne einem schon mal die Hand ausrutschen, hat sich nicht schon wahnsinnig über Erwachsene aufgeregt? Und dann wieviel mal wirklich zugeschlagen? Eben. In der Regel haben die meisten Erwachsenen keine Erwachsene geschlagen. Weil es verboten ist. Und weil sie andere Lösungsstrategien kennen, als zuzuschlagen. Und genau solche Lösungsstrategien müssen wir unseren Kindern vorleben und vermitteln. Wir wollen ja nicht, dass sie in der Schule andere Kinder und als Teenie andere Erwachsene verprügeln, weil sie sonst nicht wissen, wie mit Ärger und Frust umgehen.

Es geht mir nicht um eine Kriminalisierung überforderter Eltern. Es geht mir darum, dass unsere Gesellschaft den Kindern ganz klar sagt: Dein Körper gehört Dir, keiner hat das Recht, Dich zu schlagen.

Wenn es um Prävention vor sexuellen Übergriffen und Missbrauch geht, dann vermitteln wir ihnen das schon lange. Es ist aber widersprüchlich, wenn wir ihnen dann gleichzeitig vermitteln, dass sie eben doch geschlagen werden dürfen – von ihren Eltern.

 

 


Chantal Galladé,
26.6.2015, 114. Jahrgang, Nr. 177.

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Standpunkte:

27.6.2015, 10:08 Uhr.

alfred vogel schrieb:

ich nehme an, sie haben meinen text über ohrfeigen und füdlitätsch auch gelesen, am 25.5. an dieser stelle, und hoffentlich bis zum letzten satz.


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