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«Wandzeitung» vom 20.9.2014:

Rudi Bindella kreiert das National pfiffig wie durchdacht und ganz nach dem Gusto seiner Gäste:

Vera Italianità, das Tor zu Winterthur.

Der Puls des grossen Schweizer Gastronomen mit spanischen Wurzeln und hoher Italien-Kompetenz, Rudi Bindella, schlägt nicht hektisch. Sein Hirn bestimmt den Herzrhythmus, deshalb ist der überaus freundliche, kluge und kreative Mensch von grosser Gelassenheit beseelt, aber dennoch in steter Denkbewegung. Er führt – nebst Weinbau und Weinhandel, Immobilien und Handwerk – allenthalben etwas um die 40 Lokale im Land, und es scheint, dass er jeden Morgen in der Früh, dann wenn andere Unternehmende noch schlafen, den einen Gedanken wälzt: «Was kann ich noch verbessern, entwickeln, vollenden.»

Und das tut der schöpferische Mensch laufend und gründlich. Beispiel National: 3,5 Millionen Franken investiert er ins attraktive AXA-Gebäude, und er kreiert am Gastro-Tor zu Winterthur vera Italianità. Er entfernt schon mal allzu dominante Elemente, wie die weiland als architektonisches Kunstwerk gedachte, doch den Platz und den Blick der Gäste versperrende Treppe im Entree, oder den etwas abwegigen Wasserfall zwischen Wellblech und Plastik im Glashaus. Er lässt seine Kunsthandwerker zwischen Atrio und Salone eine traumhaft schöne Wendeltreppe aus Kirschbaumholz bauen, mit dem hinreissenden Spiel der unterschiedlich breiten Sprossen, und er schafft so mehr offenen Gastroraum und eine wahre Augenweide über tausend kleine Werke: Bilder, auch Aquarelle von Hermann Hesse, Eisenplastiken, Reliefs, Öltonvasen, die 100-jährige Campari-Tafel, schönstes Mobiliar.

Anstelle des rieselnden Wässerchens lässt er seine Gipser und Handwerker im Cristallo – unter 170 Moscheelämpchen und mit raumhohen Tüllvorhängen – den Steinbrunnen unter den geöffneten Luken platzieren und die wunderbare Kachelwand kreieren, zudem zwei Stränge mit 100- bis 150-jährigen Öltonvasen aufziehen sowie einen Glockenturm bauen – der zu jeder vollen Stunde seinen Wohlklang intonieren lässt. Zudem zaubert er mit klarem Blick und geschickter Hand auf Fensterbrettern im Atrio hinreissende Eisenplastiken sowie am Bahnhofplatz, auf der gedeckten kleinen Estrade, die berührende Mutterskulptur Dorothea mit Kindern von Rolf Brem. Es ist rundum alles vollendet: Der grosse Gastgebermeister hat im National vier grossartige Kunstgastroräume und sogar die Toiletten bis ins letzte Detail gestaltet. So ist freilich ein Ort mit fabelhafter Ausstrahlung entstanden: Eine Lokalität mit unbeschränkt ingeniöser Einrichtung; eine Stätte, die sowohl Businessleute als auch Lebenskünstler allzeit zum stundenlangen Verweilen verführt: mit grandiosem Essen wie exzellenten Getränken; begleitet von stetigem Entdecken und unentwegtem Staunen. Und freilich darf hier auch geschrieben, gelesen, gezeichnet werden; denn da herrscht mannigfaltige Lebensfreude pur. Und die lukullische Qualität wird – wie in allen Lokalen in diesem edlen Kreise – auch im Gründungsgebäude der Winterthur Versicherung so sein: Was heute gut ist, wird morgen noch besser.

Und dies noch zum Schluss, beziehungsweise schon wieder zu einem Anfang: Rudi Bindella erschafft bereits wieder mit Blitzideen wie in aller Ruhe ein neues Lokal, das Santa Lucia bei der Zürcher Europa-Allee.


Guido Blumer,
20.9.2014, 113. Jahrgang, Nr. 107.

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