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«Wandzeitung» vom 31.1.2015:

Hinter neuen Ideen zuerst die Chancen abwägen:

Für mehr Offenheit.

Den Aufstand gegen die zurzeit diskutierten Zukunftspläne für das Theater Winterthur verstehe ich als Bekenntnis zum Kulturschaffen in unserer Stadt: Er ist als Imperativ zu verstehen, der Stadt, Standortförderung und Kulturszene darin bestärkt, dem Theaterschaffen – und ebenso der Musikszene, dem Tanz, dem Film, der Fotografie oder der bildenden Kunst – Sorge zu tragen.

In der Internet-Petition kommt aber auch die Befürchtung auf, dass ein angedachter Abriss der Theaterhülle allein einem neuen Kongresszentrum diene. Eine falsche Befürchtung. Vielmehr geht es darum, die längst etablierte Zweitnutzung als Kongresszentrum zu optimieren. Liebe Kulturschaffende und -liebhaberInnen (zu denen auch ich mich zähle): Fachkongresse sind für Winterthur von grosser Bedeutung und verleihen der Stadt Ausstrahlung. Als Beispiel sei der Internationale Berufsbildungskongress des Bundes im letzten Herbst genannt, zu dem hunderte von Bildungsfachleuten aus aller Welt nach Winterthur pilgerten, um unser bewährtes Berufsbildungssystem kennenzulernen und im eigenen Land zu etablieren. Das Haus mit seinem zentralen Standort eignet sich für solche Anlässe hervorragend. Es wurde vor bald 40 Jahren aber nicht für diesen Zweck konzipiert. Entsprechend ist der Verbesserungsbedarf bezüglich Raumnutzung und Technik.

Das Augenmerk richtet sich in der laufenden Projektstudie ebenso auf die Modernisierung der veralteten Theater-Infrastruktur. Haben die hochkarätigen Gastensembles aus ganz Europa eine solche doch längst verdient. Nicht nur Fassade und Bleidach sind zum Problem geworden. Ja, die Überlegungen richten sich auch auf die langfristige Finanzierung des Theaterbetriebs.

Selbstverständlich dürfen wir Kultur nicht einfach als Wirtschaftsfaktor betrachten. Sie braucht auch künftig die Mitfinanzierung durch die öffentliche Hand. Nur: Unternehmerisches Denken macht vor Kulturinstitutionen nicht Halt. Man mag das beklagen, und ein Spaziergang ist die Mittelbeschaffung für einen Kulturbetrieb gewiss nicht. Beispiele vor der eigenen Haustür beweisen jedoch, dass diese Haltung zum Erfolg führen kann: Das renommierte Casinotheater besteht seit 13 Jahren ohne Subventionsvertrag, was viel Engagement, Kreativität und Mut erfordert – und einen grossen Applaus verdient!

Dass ein Kongresszentrum und ein Hotelbetrieb mithelfen können, einen Teil der Kosten für ein Theater mitzutragen, ist eine von verschiedenen Möglichkeiten. Ob sie der Weisheit letzter Schluss ist, wird sich zeigen. Eine Prüfung sollten wir aber nicht mit simplen «Kulturpessimismus»-Vorwürfen gegen die Projektinitianten abwürgen. Denkverbote führen in eine Sackgasse, auch für die Kultur. Fächer auftun, Offenheit zulassen, das Undenkbare denken, damit eine letztlich realisierbare Lösung gefunden wird, führen hingegen in eine spannende Zukunft , auch des Theaters Winterthur. Sind wir für eine offene Einstellung denn nicht selbstbewusst genug?


Karin Landolt,
31.1.2015, 114. Jahrgang, Nr. 31.

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