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«Wandzeitung» vom 22.10.2015:

200 Jahre Kunst in Winterthur:

Eine geistige Lebenshilfe.

Das Jahr 2015 ist ein geschichtliches Erinnerungsjahr. Vor 200 Jahren war nicht nur der Wiener Kongress, der Europa politisch neu ordnete, nein in dieser Zeit begann die Moderne. Die Industrialisierung, die Motorisierung des Verkehrs (Eisenbahnen, Schifffahrt, Auto), die sprunghaften Fortschritte der Wissenschaften, aber auch die Kunst entwickelte sich markant von der detailliert darstellenden, gegenständlichen Arbeitsweise bis zur experimentellen Vielfalt 2015. Die Mannigfaltigkeit der Kunstszene heute begeistert oder langweilt, je nach Anspruch, den man an ein Kunstwerk stellt. Winterthur: Die Veranstaltungen anlässlich des 50. Todestages von Oskar Reinhart, dem weltberühmten Kunstmäzen im wunderschönen Musiksaal des Stadthauses mit der neuklassizistischen Architektur von Semper, ein architektonisches Highlight; der anschliessenden Führung von Direktor Dr. Marcus Fehlmann in der Kunstsammlung am Stadtgarten und der sprachlich gediegenen Festrede von Stadtpräsident Michael Künzle sowie der Aufführung der 3. Synphonie von Ludwig van Beethoven durch das Musikkollegium war ein Gesamtkunstwerk, wie es selten öffentlich kreiert wird. Ein Beispiel für hohe Qualität und nicht oberflächliche Massenproduktion. Ein Versuch: Der Sinn der Kunst und ihre Aufgabe im Leben des Menschen aus meiner Sicht wird in den folgenden Sätzen formuliert.

Die Kunst soll wie die Literatur oder die Musik den Menschen in seiner Evolution voranbringen – seine Humanität weiter ausbilden. Sie hat einen Bildungsauftrag und das rechtfertigt Steuermittel, die von der Allgemeinheit in den Gemeinden, Kantonen und im Bund generiert werden, für die Entwicklung der Kunst in der Vergangenheit (Museen), in der Gegenwart die Ausrichtung von Stipendien, die Finanzierung der Kunsthochschulen, von Ausstellungen lebender Künstler sowie Ateliers. Die umfassende Aktivität der Kunst und ihrer immanenten Impulse in der Gegenwart: von den Medien, Museen, Galerien, Art Basel, Biennale Venedig, Kulturzentren, Hotels, Kunst am Bau, im öffentlichen Raum und last but not least im Internet, beeinflusst das Leben des modernen Menschen jetzt und in der Zukunft.

Die Wirkung auf den Homo sapiens findet unterschwellig aber auch direkt über die Reflexion im Gehirn statt. Auf Grund der geschilderten, vielfältigen Einflussnahme ist die Verantwortung der Künstler und der professionellen Kunstvermittler wie Lehrer, Galeristen, Medienleute usw. enorm. Sie bestimmen mit, ob BürgerInnen sich positiv oder negativ angesprochen fühlen und wie ihre Persönlichkeit geformt wird und die Lebensqualität sich gestaltet. Was ist Kunst und was nicht? Das kann aus dem Geschriebenen abstrahiert werden. Kunst muss, um als solche gewertet zu werden, dem Menschen immer wieder eine geistige Lebenshilfe sein. Die Künstler in den Winterthurer Kunstsammlungen von Weltruf und die Winterthurer Künstlergruppe leisten einen Beitrag seit langer Zeit zur Bereicherung der Einwohner und vieler Besucher von nah und fern. Die Stadt, der Kanton und die Eidgenossenschaft sind gut beraten, dieses dynamisch wachsende Erbe zu schützen, respektive mitzufinanzieren.


Pierre-François Bocion,
22.10.2015, 114. Jahrgang, Nr. 295.

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