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«Wandzeitung» vom 21.5.2016:

Zehn Jahre lang war Gregor Gysi brillanter Fraktionschef der Linken im Deutschen Bundestag:

Bei dieser Ikone hört niemand weg!

Ach, hing ich diesem cleveren Kerl und agilen Politprofi stundenlang an den Lippen, als die Debatten des Deutschen Bundestages noch ganz einfach live in die Schweiz übertragen wurden: Gregor Florian Gysi, die mittlerweile 68-jährige Ikone der Linken, promovierter Jurist, brillanter Rechtsanwalt und wortgewaltiger Politiker. Der seit 1996 mit Andrea Lederer verheiratete Vater von Tochter Anna, ist seit mittlerweile elf Jahren erneut Mitglied des Deutschen Parlaments, dem er bereits zwischen 1990 und 2000 als Mitglied der PDS angehörte. Geboren wurde er im Sternzeichen des Steinbocks, am 16. Januar 1948 in Berlin, als überaus kämpferische wie rhetorisch überzeugende Ausnahmeerscheinung. Zwischen 2005 bis 2015 war Gysi Fraktionsvorsitzender des Linksblocks im Bundestag. Und mit dem Amtsantritt des dritten Kabinetts Merkel am 17. Dezember 2013 wurde er schnell geachteter Oppositionsführer im Parlament Deutschlands. 2002 war er Bürgermeister und Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen des Landes Berlin. Von 1989 bis 1993 agierte er als Vorsitzender der SED, der späteren PDS, die sich seit dem 16. Juni 2007 Linkspartei nennt. Erhellend ist ein Beitrag des Historikers Manfred Wilke über die aussenpolitische Programmatik der heutigen Linkspartei, speziell in der Ukraine-Krise. Hier positionieren sich Sahra Wagenknecht, Gregor Gysi und andere als fünfte Kolonne Wladimir Putins. Es lebe der Pluralismus, die philosophische Meinung, das die Wirklichkeit aus vielen selbständigen Weltprinzipien besteht.

Gysi war eine zentrale und prominente Figur der PDS, nun prägt er die Linkspartei relevant, und er gestaltet das politische Geschehen in der Bundespolitik seit 1990. Zu seinen politischen Erfolgen zählt der Formationsprozess der SED, der er ab 1967 angehörte, und die sich zur PDS entwickelte und die dann die Schaffung einer bundesdeutschen linken Partei ermöglichte. Der Wortvirtuose fürchtet sich vor der AfD, der Alternative für Deutschland, schaut sich an, was diese Wischiwaschipartei eigentlich sozial fordert, sagt: «Ich habe mir das Programm dieser Partei durchgeblättert. O Gott, o Gott, o Gott! In welches Jahrhundert kommen wir da zurück! Das weiss nur keine deutsche Person, weil in diesen Kreisen nur über die Flüchtlingsfrage diskutiert wird.» Er stellt fest, dass es zwischen der AfD und unserer SVP viele Gemeinsamkeiten gibt: «Die Schweiz ist ein kleines, wohlhabendes Land. Da lassen sich gut Ängste vor Armen und Fremden schüren. Bilder im Fernseher entscheiden doch darüber, wie wir über Fremde denken, zeigt keine friedlich betende Araber, nur Terroristen. Es müssen wieder bedachtere Zeiten kommen, respektvolle, menschenfreundliche.»

Der wache Geist interessiert sich aber auch für die grösste Furzidee, die je in der Schweiz zur Abstimmung gekommen ist beziehungsweise kommt: das bedingungslose Grundeinkommen. Er sagt: «Meines Erachtens wird das sehr teuer. Und bedingungslos heisst dann wohl, das Geld geht auch an jeden Flüchtling? Ich brauche das nicht, ich verdiene genug. Wir sollten besser eine bedingungslose Grundsicherung einführen, für Leute, die wirklich mehr Bares benötigen!»


Guido Blumer,
21.5.2016, 115. Jahrgang, Nr. 142.

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