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«Wandzeitung» vom 19.11.2016:

Leid oder Freud?

Darf man Arschlöcher regieren lassen?

Ich bin nicht sicher, ob man Arschlöcher regieren lassen soll oder darf oder kann. Wahrscheinlich kommt es darauf an, wieviel Macht so ein Exemplar hat. Und wieviele Menschen darunter Leid oder Freud erleben dürfen oder müssen. Wenn ein einziges Exemplar relativ frei regiert, nicht zu habgierig und nicht zu intelligent ist, geht das noch; niemand kommt sich unterdrückt vor, niemand zu bevorzugt. Beispiel: Marokko.

Dann gibt es die Möglichkeit, dass der regierende Politiker oder das «regierende» Staatsoberhaupt sehr alt ist und wenig Öffentlichkeit oder Beachtung braucht. Das Volk hat es dann gemütlich – nur stört vielleicht, dass so ein Herrscher gerade nicht viel zu sagen hat, weil ein Parlament über Richtung und Inhalt entscheidet. Das Leben kann befriedigend sein, die Küche vielleicht schlecht. Beispiel: Grossbritannien.

Oder es ist ein Triumvirat von eingeschworenen machtvollen Arschlöchern, sorry: Politikern. Das kann ein Riesenland wundersam zusammenhalten, so können Regeln, auch unangenehme, zügig durchgesetzt werden: Zum Beispiel wieviele Kinder eine Familie haben soll oder darf, wieviele Autos fahren dürfen und parkiert beiben müssen. Auf der anderen Seite können von solchen Regenten unliebsame Massnahmen zum Schutz der Umwelt lächelnd beiseite geschoben werden: Der Willkür sind wenig Grenzen gesetzt. Beispiel: China.

Der Fall, dass ein Präsident zwar nicht fähig, dafür jung und mutig ist, kann ein ganzes Land unbeliebt machen. Der kann dann eine Armee putschen, Waffen besorgen, Raketen bauen, Atomtests machen, ohne dass ihm jemand dreinredet – ein Parlament braucht so ein mächtiger Jungspund natürlich nicht. Beim Volk kann so jemand durchaus beliebt sein – oder verhasst, aber so, dass er’s nicht spürt. Meistens ein Affront gegenüber anderen Völkern und Ländern. Beispiel: Nordkorea.

Manchmal hat das Volk wenig Auswahl. Es werden dann meist nicht ausgesprochene Arschlöcher, sondern schmalspurige Kleindenker gewählt. Sie führen das Land nicht autoritär, sind abhängig von Parlamenten und Kommissionen, von Länderverbänden und vielem mehr. So kann es passieren, dass eine regierenden Gruppe wunderbare Pläne hervorbringt, die eine Stadt oder ein Land zum Blühen bringen würden. Da kann ein Parlament mit einer einzigen Sitzung jahrelange Arbeit mit einem Federstrich auf unter null setzen und das Projekt ruinieren. Beispiel: Winterthur.

Arschlöcher mit Profil: Es ist wie bei den Reifen, wer zu wenig Profil hat, den strafen die Götter oder die Polizisten. Wer genug hat, der kann schneller los- und aufbrausen, ohne Rücksicht auf Bremser oder Verhinderer. Der kann auch mal ohne weiteres ein Passagierflugzeug abschiessen lassen, ohne dass die Weltmeinung gleich aufschreit. Drohgebärden sind an der Tagesordnung, vom Veto macht er Gebrauch je nach Wetterlage. Ob’s dem Volk dabei gut geht oder nicht: egal. Beispiel: Russland.

Man könnte noch eine ganze Reihe unterschiedlicher Persönlichkeiten und Länder auflisten, aber ich breche hier mal ab. Für Länder wie die USA genügt – ich hab’s schon früher geschrieben – auch ein Schauspieler oder ein Clown. Wollen mal sehen, auf welche Seite Trump schlägt.


Andre Bernhard,
19.11.2016, 115. Jahrgang, Nr. 324.

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Standpunkte:

20.11.2016, 17:33 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Wer mit solch einem Begriff arbeitet, qualifiziert sich selbst als eines.


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