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«Wandzeitung» vom 18.12.2016:

Alltägliches:

Goodbye 2016.

Dies ist voraussichtlich mein letzter Text, den ich dies Jahr für die «Wandzeitung» schreibe. Ich danke den Initianten und Lesern, dass sie mich «so frei machen liessen». Ein Schreiberling, wie ich, verarbeitet sein Zeug halt am liebsten via Schreiben, so wie ein Schwätzer gern darüber spricht. Unter der Rubrik «Alltägliches» habe ich so freie Bahn. Es geht mir aber nicht darum, mich narzisstisch in den Vordergrund zu stellen, sondern anderen zu sagen: «Hey, du bist mit diesen oder jenen Themen nicht allein.» Oft erleben wir doch ganz ähnliche Geschichten und fühlen uns damit teilweise einsam oder kommen uns gar blöd vor. Das Wissen, dass es anderen ähnlich geht, schafft ein Art von Zusammengehörigkeit. Ein Kommentar, den eine andere Kolumnistin in diesem Jahr erhalten hat, ging mir jedoch durch Mark und Bein. Kurzum: Sie solle ihre Trauer für sich behalten! – Wie schrecklich!

Gerade solche Themen wie der Tod müssten doch endlich als etwas Natürliches wahrgenommen werden. Klar hat er etwas Persönliches und Intimes. Aber wer sich daran stört, soll es doch einfach gar nicht lesen?

Der Austausch über Erlebnisse und der damit verbundenen Gefühle ist ein Privileg. Man kann so viel von anderen lernen. Anreize dadurch, neue Wege auszuprobieren oder Überlegungen, anderes doch lieber sein zu lassen. Was bringt es uns unter dem Strich, wenn wir uns, aus Angst vor Verletzungen, im Schneckenhaus verstecken? Meist bringt es Erleichterung, wenn wir etwas aussprechen, was sich in unserem Herz und Hals verknotet hat. Man kann es ja auch der Wand erzählen oder im Wald laut heraus schreien?!

Mein 2016 war von viel körperlichem Schmerz und meiner plötzlichen Arbeitslosigkeit geprägt. Aber ich habe auch neue, gute Bekanntschaften gemacht, die mich ins neue Jahr begleiten. Neues auszuprobieren hat mir geholfen. Ich habe wieder angefangen mehr zu malen und wage mich nun sogar damit aus dem Haus. Trotz Steinen zwischen den Füssen steige ich weiterhin darüber hinweg. Mein ersehntes Weihnachtswunder von einer neuen, sinnvollen und gut bezahlten Teilzeitstelle, ganz in meiner Nähe wird nun teilweise erfüllt. Man muss halt offen sein dafür und die Möglichkeiten hinter einer Chance sehen, wenn es auch noch nicht hundertprozentig stimmt.

Die Hoffnung auf Verbesserung für alles trägt mich ins neue Jahr. Und das wünsche ich mir auch für uns alle! Dass sich scheinbar Schlechtes, Unverständliches und Unvollständiges zu etwas Gutem und Ganzen entwickelt. Wir müssen alle unsere Sinne mobilisieren, damit wir die Fülle von allem wahrnehmen können. Säen wir mit Bedacht, was wir uns zu ernten wünschen.

Eine unbeschwerte Weihnachtszeit mit viel Platz für gemeinschaftliche Wärme, Mut und Offenheit und ein glückliches 2017 voller Kraft, Bedacht und gesundem Menschenverstand. Seien wir sorgsam mit allen Lebewesen und pflegen wir unsere Umwelt. Auf Wiederlesen im neuen Jahr.


Momo Appenzeller,
18.12.2016, 115. Jahrgang, Nr. 353.

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Standpunkte:

20.9.2022, 09:00 Uhr.

phovahoke schrieb:

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19.12.2016, 14:38 Uhr.

Rosmarie Schoop schrieb:

Da bin wohl ich gemeint. Ich habe letztes Jahr einige Artikel über die Trauer geschrieben. Ich bin froh, dass in der «Wandzeitung» keine Themen zensuriert werden. Das macht die «Wandzeitung» authentisch. Wenn einem ein Artikel nicht zusagt, kann man den Rat von Frau Appenzeller befolgen und einfach nicht weiterlesen. Geht doch allen mal so, es kommt auch auf die eigene Gemütslage an. Und wenn einem ein Artikel auf die Neven geht, kann man sich fragen, weshalb dies so ist. Zum Beispiel bei den Artikeln über die Trauer. Man könnte sich fragen: Wie gehe ich selber mit Trauer um? Verdränge ich sie? Rede ich einfach nicht gerne darüber? Wieso finde ich, dass man nicht darüber reden sollte? Wieso finde ich, es ist eine persönliche Sache? Ich finde es schade, wie der Tod hierzulande tabuisiert wird, ja trotz Exit, Dignitas, etc. Ich kann an einer Hand abzählen, wie viele Leichenwagen ich schon gesehen habe. Meistens kommen sie bei Nacht und Nebel vorbei. Stirbt ein Gast in einem Hotel, dürfen die überlebenden Gäste nichts davon merken, es würde ihre Ferienlaune trüben. Dabei gehört der Tod zum Leben und es ist ein fundamentaler Einschnitt für die Hinterbliebenen, wenn ein geliebter Mensch stirbt ... und deshalb finde ich es auch wichtig, darüber zu schreiben und zu lesen ...


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