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«Wandzeitung» vom 16.4.2016:

Händeschütteln:

Landesweite Identitätskrise.

Andere Länder haben andere Probleme. In der Schweiz löste die Handschüttel-Affäre im baselländischen Therwil dieser Tage eine landesweite Identitätskrise aus. Täglich liefern Medien mehr Details zur Geschichte, die davon handelt, dass zwei Schüler der Lehrerin aus religiösen Gründen die Hand nicht geben wollen.

Die Sache bringt uns zum Nachdenken: Was macht unsere Kultur aus, wie wichtig sind antrainierte Regeln? Wieviel Religionsfreiheit wollen wir unseren Mitbürgern gewähren? Wer ist das überhaupt: wir? Sind wir christlich, auch wenn das nicht in der Verfassung steht? Oder gibt es gar keine Vorherrschaft des Christentums gegenüber anderen Religionen? Vielleicht geht es gar nicht um Religion, sondern um Regeln des Zusammenlebens, auf die sich eine Gesellschaft im Laufe der Zeit einigt. Die Handschüttel-Affäre ist Anlass für eine interessante Diskussion.

Dass eine Schule zwei ihrer Schüler von elementaren Gepflogenheiten wie Händeschütteln dispensiert, ist zunächst irritierend. Etwas menschliche Züge bekommt die Geschichte, wenn sich die Brüder in einem Interview dazu äussern. Mit fehlendem Respekt habe ihr Verhalten nichts zu tun, sagten sie der «SonntagsZeitung», im Gegenteil: Mit der Handverweigerung zollten sie der Lehrerin und den Frauen allgemein Respekt. Indem sie Frauen nicht berühren, schützten sie deren Würde, erklärten die Sekundarschüler. Auch die Basler Religionsbeauftragte äusserte sich dazu. Sie hatte vor Jahren schon zwischen der betreffenden Familie und der Schule vermittelt, damals ging es um die Tochter und den Schwimmunterricht. Man einigte sich darauf, dass die Familie den privat organisierten Schwimmunterricht nachweisen musste. Die Religionsbeauftragte hat die Familie in positiver Erinnerung, wie sie der «Basler Zeitung» sagte: Freundliche Leute, das Gespräch verlief korrekt. Der familiäre Hintergrund sei einfach geprägt von «sehr konservativen Wertvorstellungen». Deswegen hatte die Familie 2008 Syrien verlassen, weil sie durch ihre konservative Koranauslegung im Assad-Regime unter Druck gekommen war. In Saudi-Arabien hat sich der Vater zum Imam ausbilden lassen, dann zogen sie nach Basel.

Sollen wir nun die Religionsfreiheit hochhalten oder auf unseren Regeln beharren? Zu berücksichtigen ist, dass Parallelgesellschaften in der Schweiz eine Realität sind, aller Integrationsbemühungen zum Trotz. Es gibt religiöse oder andere Gruppen, die sich der Gesellschaft weitgehend entziehen und ihre eigenen Bräuche und Riten pflegen, deren Auffassung von Rechtsgleichheit und Menschenwürde teilweise verfassungswidrig ist. Der Fall Therwil eignet sich einfach besonders gut, um ein Zeichen zu setzen. Trotzdem sollte man es tun, Toleranz wäre ein falsches Signal. Bemerkenswert ist übrigens, dass SP-Justizministerin Simonetta Sommaruga sofort und klar Stellung bezogen hat: Geht überhaupt nicht, fand sie. Dagegen konnte sich die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) nicht entscheiden. Sie hat einstweilen eine juristisches Gutachten zum Fall in Auftrag gegeben.


Claudia Blumer,
16.4.2016, 115. Jahrgang, Nr. 107.

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Standpunkte:

17.4.2016, 16:56 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Der Islam (Koran) kombiniert seine Religion mit einer ganz anderen Staatsordnung, als sie im Westen existiert. Erdogan: «Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.»


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