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«Wandzeitung» vom 25.6.2014:

Ein Appenzeller schreibt nach Winterthur:

Hilfe aus Appenzell?

Seit sieben Jahren verbringe ich mit meiner Frau den Ruhestand im Heimatort von uns beiden, in Appenzell. Als ehemaliger Verleger und redaktioneller Mitarbeiter der „Toggenburger Nachrichten“ in Ebnat-Kappel habe ich gelernt, dass man durchaus provokativ schreiben muss, wenn man gehört respektive gelesen werden will. Ich hoffe sehr, dass der Titel zum Weiterlesen animiert. Dabei liegt mir fern, den Winterthurern zu unterstellen, sie hätten Hilfe aus Appenzell nötig.

Hier die weltoffene Grossstadt Winterthur mit über 100000 Einwohnern und einer kulturellen Vielfalt sondergleichen. Dabei verkörpert Winterthur nur einen Teil des Kantons Zürich mit über 1,4 Millionen Einwohnern, aber einen bedeutenden. – Dort das überschaubare Dorf Appenzell mit etwas über 5000 Einwohnern. Der Hauptort stellt ebenfalls einen wichtigen Teil des Halbkantons Appenzell Innerrhoden mit insgesamt rund 15000 Einwohnern dar.

Schon oft wagten sich die Appenzeller nach Winterthur. Sie stellten in der Stadt ihre politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen vor und genossen immer wieder die Anerkennung der Stadtbevölkerung. Dabei gilt es zu bedenken, dass sich beileibe nicht jeder Stadtbewohner wohl fühlen würde auf dem Land und umgekehrt. Obwohl ich in jungen Jahren etwas über zwei Jahre in Zürich arbeitete und lebte, wurde aus mir kein Stadtmensch.

Neben Glarus lebt die Landsgemeinde nur noch in Appenzell. Dass sie lebt, konnten wir vor einem guten Jahr feststellen, als bei der Landammann-Wahl ausgezählt werden musste. Etwas über 4000 Stimmberechtigte bevölkerten den Ring, was einer Stimmbeteiligung von annähernd 50 Prozent gleichkommt. Wer die Gelegenheit hat, sollte diesen politischen Akt von gelebter Ur-Demokratie unbedingt miterleben.

Dass es mit der Wirtschaft rund läuft, ist unter anderem auch am Steuerfuss abzulesen. Für uns war der Unterschied beim Wegzug aus dem Kanton St.Gallen nach Appenzell Innerrhoden deutlich festzustellen.

Fast alle Sennen sind mit ihrem Vieh schon auf die Alpen gezogen. Etwa ab Ende August „fahren“ sie wieder „abe“, wie man in Appenzell den Rückmarsch von der Alp nach Hause nennt. Der oft anstrengende Fussmarsch in der Tracht ist keine Schau für das Fernsehen, sondern ebenfalls echt gelebte Tradition im bäuerlichen Alltag. Selbst die Kühe streiten sich oft um die Ehre, die Alpfahrt mit einer der drei grossen Schellen anzuführen.

Habe ich Sie „gluschtig“ gemacht? Besuchen Sie Appenzell – und geniessen Sie danach, wie manche Appenzeller „in der Fremde“, wieder die Vorzüge Ihrer Stadt!

Zum Schluss noch etwas: Als Kleinverleger kämpften Guido Blumer und ich gemeinsam für die Interessen der eigenständigen Lokal- und Regionalzeitungen. Ein klares Ziel vor Augen, voller Einsatz und Ausdauer waren gefragt. Der unermüdliche Guido Blumer verkörpert diese Eigenschaften noch heute in ausgesprochen hohem Masse, während ich mich gerne dem Unruhestand widme. Ich wünsche meinem treuen Kollegen Guido auch an dieser Stelle, dass seine grossen Bemühungen von der Bevölkerung Winterthurs und darüber hinaus belohnt und gewürdigt werden.

 


Walter Fuchs,
25.6.2014, 113. Jahrgang, Nr. 20.

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