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«Wandzeitung» vom 26.12.2016:

Die Reise hat meinen Horizont erweitert:

Neues erleben in Chile.

Dass Südamerika wie eine andere Welt ist, und man den Lebensstandard nicht mit demjenigen der Schweiz vergleichen kann, ist allgemein bekannt. Trotzdem ist es beeindruckend, wenn man es plötzlich vor den Augen hat. Zwei Wochen haben mein Freund und ich in Chile verbracht und dabei viel erleben dürfen. Ein guter Freund von uns wohnt dort, was uns erlaubt hat, das Land und deren Kultur hautnah kennenzulernen. Die Leute sind entspannt, lebensfroh und humorvoll, die Landschaften bezaubernd, das Essen, das einen ziemlich grossen Stellenwert in der Kultur hat, sehr lecker.

Doch es gibt auch eine Kehrseite: Die Strassen sind ziemlich schmutzig, viele Verkehrsmittel veraltet – manchmal klimperte während der Busfahrt die Tür, die nicht mehr richtig hielt. Chile ist ein sehr in die Länge gezogenes Land, lange Reisen sind völlig normal. Wir haben also viele Stunden im Bus verbracht, wenn wir vom einen Ort zum nächsten wollten. Was jedoch sehr erstaunlich war, vor allem für mich als Schweizerin: Fahrpläne für Busse existieren eigentlich nicht. Als wir einmal von Algarrobo nach Viña del Mar gelangen wollten, sassen wir also einfach 45 Minuten an der Bushaltestelle, denn der Bus fährt nur einmal die Stunde. Wann genau weiss man nicht.

In Chile ist man auch vielen Naturkatastrophen ausgesetzt. Kaum ein Land der Welt wurde so häufig von schweren Erdbeben getroffen wie Chile. Dass die Erde bebt, ist für die Chilenen nichts Aussergewöhnliches. Bis so etwa 6-grädige Beben sind sogar noch «sympathisch» und unterhaltsam. Auch mit Tsunamis muss gerechnet werden. Die Tsunami-Gefahr-Schilder entlang der Küste waren auch etwas ganz Neues für mich.

Was mich aber am meisten erschreckte, war die extreme Ungleichheit, die im Land herrscht. Der Unterschied zwischen reich und arm ist, wie leider in vielen Ländern, immens und überall spürbar. Die Stadt Viña del Mar beispielsweise ist durch den Fluss in zwei Teile geteilt. Die reiche Seite, auf der sich Hotels, ein gigantisches Casino, teuere Restaurants und gepflegte Gebäude befinden und die arme Seite: alte, heruntergekommene Häuser, viele Bettler, Schmutz überall.

Steht man auf der Brücke, sieht man auf der einen Seite pompöse Weihnachtsbeleuchtung, auf der anderen jedoch gar keine. Auch in der Hauptstadt Santiago sind die Unterschiede je nach Quartier extrem erkennbar. Man kann das Wohlhaben des Quartiers beispielsweise an der Metro messen. Während sie in den ärmeren Vierteln alt und unsauber sind und bei jeder Haltestelle einer einsteigt, um Getränke, Früchte, Taschenlampen oder Glacés zu verkaufen oder einer singend durch die ganze Metro spaziert und Geld einsammelt, ist sie in den reicheren Vierteln neu und gepflegt. Obwohl wir nur kurze Zeit in Chile verbracht haben, erlebten wir extrem viel: Schönes, Spannendes, Trauriges, Ärgerliches, Faszinierendes. Auf jeden Fall hat die Reise meinen Horizont erweitern können.


Salome Weber,
26.12.2016, 115. Jahrgang, Nr. 361.

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