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«Wandzeitung» vom 2.10.2017:

Alltägliches:

Kontrovers.

Immer wieder wird diskutiert, was Tiere in einem Gotteshaus zu suchen hätten. Dabei sind Tiersegnungen und -gottesdienste ein Bestandteil der römisch-katholischen Tradition. Immer häufiger finden sie auch in manchen protestantischen Kirchengemeinden statt, wo sie jedoch umstritten sind.

Christoph Ammann, Sozialethiker und Theologe aus Zürich, äusserte sich in einem Interview mit Adriana Schneider, im Kirchenboten vom 22.8.2017, folgendermassen: Die Würde von Tieren bedeute, dass Tiere als eigenständige Wesen respektiert würden, die selber ethische Ansprüche an uns stellten. Dass sie einen Wert hätten, der über unsere Freude und Nutzungsinteresse an Haus- und Nutztieren hinausgehe. Vielerorts würde sie nicht geachtet. Wir seien Mandatare Gottes, und dies hiesse, Verantwortung für die Tiere zu übernehmen. Dass wir uns gegenüber den Tieren so verhalten sollten, wie sich Gott uns gegenüber verhalte. Liebe und Fürsorge zu üben und unsere Macht nicht auszunutzen, sondern sie vielmehr in den Dienst der Tiere zu stellen. Die Liebe sollte die Grundeinstellung von Christen gegenüber all unseren Mitgeschöpfen sein. Die Kirche tue eindeutig zu wenig für die Tiere. Viele Christen setzten sich zwar aktiv für Umweltanliegen ein. Generell fälle aber auf, wie wenig sich die Kirche als Fürsprecherin für die Tiere einsetze. Vielleicht meinten viele Gläubige, Ethik habe in erster Linie mit dem Menschen zu tun, sich für Tiere einzusetzen, sei jedoch ein moralischer Luxus. Als würde der Respekt vor dem Menschen mit dem Respekt vor den Tieren in Konkurrenz stehen. Auf die Frage, ob Tiere auch eine Seele hätten meinte er; hier müsse man genau wissen, was mit dem Wort Seele gemeint sei. Die Unsterblichkeit der Seele sei keine biblische Vorstellung. Verstehe man die Seele aber als spezielles Wahrnehmungsorgan, die eine besondere Art der Verletzbarkeit verleihe, gäbe es keinen Grund anzunehmen, dass nur Menschen eine Seele besitzten und Tiere nicht.

Wenn man beispielsweise jemanden schlage, sei es Mensch oder Tier, hinterlasse das auch seelische Wunden. Sobald ausgeblendet werde, dass das Gegenüber kein Mensch sei, sondern ein spezifisches Wesen mit eigenen Bedürfnissen, nähme Tierliebe krankhafte Formen an. Das gehe von der Vermenschlichung über das „zu-Tode-operieren“, Schönheitswettbewerbe bis zur Tierbekleidung. Den Blick für das Tier und seine artspezifischen Bedürfnisse nicht zu verlieren, das müsse das Ziel sein.

Der Verein "Aktion Kirche und Tiere" (AKUT-CH) fordert und fördert die Achtung der Würde des Tieres in Kirche und Gesellschaft. Er sensibilisiert für die ethischen Ansprüche, die Tiere an uns stellen, für ihre Fähigkeiten und Eigenheiten und für das Unrecht, das ihnen oft angetan wird.

Ich selber bin ja nicht gläubig, wie in meinen Text vom 18.6.16 beschrieben. Tiere in der Kirche? Warum nicht, wenn es ihnen Wohl dabei ist? Dies wäre mein Hauptanliegen. Als Deckmantel, um die Kirche populärer zu machen? Vermutlich schiesst die Segnung von Kuscheltieren oder Fahrzeugen über das Ziel hinaus. Aber ich kenne da so eine Geschichte von einem Baby in einem Stall. Von was war das nochmals umgeben?


Momo Appenzeller,
2.10.2017, 116. Jahrgang, Nr. 275.

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