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«Wandzeitung» vom 11.2.2017:

Über den Grössenwahn des neuen US-Präsidenten:

Halleluja, Trump!

Am ersten Tag stieg Gott aus seinem goldglänzenden Hochhaus zu den Menschen herab und sprach: Ich verkündige euch eine grosse Freude, denn sehet, ich bin euer Erlöser, und ich habe eine prachtvolle Unterschrift geübt, mit der ich von nun an jeden Tag, den ich werden lasse, ein Dekret oder ein Gesetz, ein Gebot oder ein Verbot mit meinem goldenen Füllhalter unterschreiben, mir zum Nutzen und euch zum Frommen. Und er unterschrieb die Abschaffung der Krankenversicherung für alle und sprach: Wozu brauchet ihr eine Assekuranz, wenn ihr meine Botschaft habt? Die Lahmen und Blinden sollen meinen Worten lauschen, mit ihrem Nächsten einen BigMac teilen und es wird ihnen wohlergehen.

Am zweiten Tag sprach Gott zu den falschen Propheten, welche verleumderische Kunde ins Land schicken: Ihr sollt kein falsches Zeugnis ablegen. Ihr sollt keine andere Wahrheit haben neben meiner, schon gar nicht, wenn es um die Frage geht, wie viele Schäflein zu meiner grossen Feier kamen. Jenen aber, die wider meine Worte reden, sage ich: Solchem Gezücht soll die Zunge verdorren und die Hand erstarren und das Gebein ausbleichen. Denn sehet, ich bin die Wahrheit, und die Wahrheit ist in mir.

Am dritten Tag ging Gott zu den Händlern und sprach zu ihnen: Und ich sage euch, lasset ab vom sündigen Freihandel und bleibet im Lande und nähret euch redlich, so wie ich es tat, mit meinen Hotels in Brasilien und Kanada und meinen Golfplätzen in Irland und Schottland.

Am vierten Tag ging Gott zu seinem Nachbarn und sprach: Siehe, du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus und Vieh, und deshalb sollst du bleiben, wo der Kaktus wächst. Und bist du nicht gehorsam, so werde ich eine Mauer bauen, so gross, dass sie bis zum Himmel reicht, und schicken werde ich dir eine Rechnung, denn einer trage des anderen Last, also du auch die meine. Am fünften Tag sprach Gott: Und die Weiber sollen mir untertan und zu Willen sein, egal, welches Gelüst mich gerade anwandelt, und sie sollen allezeit genügsam sein und die Klappe halten.

Am sechsten Tag unterschrieb Gott mit seiner prachtvollen Unterschrift ein Dekret, in dem er eine Erdölleitung genehmigte, und er sprach: Sehet, wozu habe ich die Natur erschaffen, wenn nicht dazu, dass sie uns nütze, und das Öl soll fliessen, und überhaupt habe ich schon unendlich viel Gold dafür aufgebracht, und das soll alles vergebens gewesen sein? Und heisst es nicht seit alters her, wir leben in Gottes eigenem Land und also in meinem?

Am siebenten Tag aber ruhte Gott in seinem Hochhaus aus. Er richtete seine wasserstoffblonde Hartfaserwelle, schaute wohlgefällig auf sein Werk herab, war zufrieden und sprach zu sich: Wahrlich, Donald, du bist ein verdammt cooler Typ! Setzte sein göttliches Lächeln auf und summte sein Lieblingslied: I'm simply the best!

 


Ludi Fuchs,
11.2.2017, 116. Jahrgang, Nr. 42.

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