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«Wandzeitung» vom 26.10.2017:

Ein Ziel der Französischen Revolution:

Feminismus und Literatur.

Feminismus ist ein Thema, das noch immer 'gang und gäb' ist und ständig diskutiert wird. Obwohl man sagen kann, dass viele Ziele der Bewegung, die im 19. Jahrhundert ihren Anfang nahm und von den Zielen der Französischen Revolution, nämlich der Gleichheit aller Menschen, geprägt ist, erreicht wurden. Das Wahlrecht wurde eingeführt, der Zugang zu Bildung und Arbeit ermöglicht, es ist akzeptiert, dass eine Frau ein eigenständiges Leben führt, ohne von Männern im Umfeld bestimmt zu werden. Und doch geht der Kampf weiter; Diskriminierung, Benachteiligungen und Vorurteile sind noch immer ein Thema.

Auch in der Literatur findet dieses Phänomen statt: Schon im Spätmittelalter traten Autorinnen hervor, die Literatur für Frauen verfassten. Als eine der ersten bedeutenden Autorinnen der Neuzeit erregte Sophie von La Roche mit ihrem Roman "Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim" im Jahr 1771 Aufsehen. Er war das erste gelungene deutsche Beispiel des empfindsamen Briefromans in Deutschland. Goethe schwärmte für diesen Roman und schrieb 1774 mit den Leiden des jungen Werthers sein eigenes Werk in diesem Genre. Im Realismus entdeckten dann viele Frauen die Schriftstellerei als Erwerbsquelle. Ein grosser Anteil an der Novellen- und Romanproduktion im 19. Jahrhundert wurde von der weiblichen Hand geschrieben.

Es etablierte sich der Begriff "Frauenliteratur." Während sich manche Frauen diesem Genre bedienten und es für Erfolg nutzten, wehrten sich mehr und mehr gegen diese Diskriminierung des weiblichen Schreibens. Frauen stellten überlieferte Werte und Begriffe infrage und erkannten, dass Literatur und Sprache »ein Geschlecht haben«, nämlich, dass die Literatur insgeheim die Handschrift des Mannes trug. Es erhob sich ein neues Selbstbewusstsein, das zu bedeutenden Veränderungen in der Literatur führte.

Dass es den Begriff Frauenliteratur gibt, zeigt schon, dass die Tatsache, dass auch Frauen schreiben, so speziell ist, dass sie sogar unter diesem Namen definiert ist. Die Existenz des Begriffs setzt eine Männerliteratur voraus, was jedoch als absurd bewertet wird, da die männliche Literatur nicht so grundlegend definiert werden kann.

Hört man den Begriff „Frauenliteratur“, denkt man sofort an weibliche Inhalte, die im deutschsprachigen Raum oft als Trivialliteratur bezeichnet wird. Eine Definition des Begriffs ist jedoch schwierig, da es sich um Werke von / für / über Frauen handelt. Natürlich gehört auch die in der Frauenbewegung entstandene Literatur dazu. Alles verschiedene Inhalte also, die nicht alle einfach unter Frauenliteratur zusammengefasst sind. Und da sind wir wieder bei den Vorurteilen und bei der Diskriminierung.

Der Kampf ist also auch in diesem Aspekt noch nicht beendet. Wer weiss, wie lange es noch gehen wird, bis die ständige Unterscheidung von Mann und Frau überwunden ist.


Salome Weber,
26.10.2017, 116. Jahrgang, Nr. 299.

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