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«Wandzeitung» vom 3.10.2014:

Lö Fransse e difisil!

Trierweiler zeigt’s!

Was soll denn die Trierweiler in unserer Wandzeitung? Wir wissen es doch: sie war die Lebensgefährtin des französischen Präsidenten François Hollande, von 2012 bis 2014 «Premiére Dame» Frankreichs und daneben Journalistin. Man sagt, dass sie dem Hollande ziemlich geholfen hat, seine Position zu erreichen. Und vor zwei Wochen landet sie einen Renner auf dem Buchmarkt: «Merci pour ce moment». Literarisch nicht sehr wertvoll, aber voller Zündstoff gegen Hollande. Valérie Trierweiler rächt sich für den Rauswurf aus dem Elisée, indem sie haarklein beschreibt, wie der französische Präsident, sie rausgeschmissen hat. Die «heimlichen» Fahrten aus dem Elisée auf dem Töffli zur neuen Geliebten waren wegen ein paar lustigen Fotos bald einmal Tagesgespräch. Zwar wissen wir, dass fast jeder französische Präsident eine Mätresse hatte. Aber die meisten machten das um einiges diskreter als Monsieur Hollande. Sogar uneheliche Kinder mit der Mätresse wurden geheim gehalten. – Zurück zum Rachebuch (mit vielen interessanten SMS...): Es hat sich bereits beim Erscheinen wie warme Semmeln verkauft, es ist ein Hit, der Valérie Trierweiler noch bekannter (und reicher) macht. Als Journalistin weiss sie, wie man schreiben muss, damit man ankommt. Nun aber ist das Französische eine schwierige Sprache, die meisten Franzosen können nicht einen einzigen Brief fehlerfrei schreiben. Die Trierweiler kann es auch nicht. Findige Journalisten haben schon am Erscheinungstag das Buch korrigiert: acht Fehler! Aufschrei der Sprächler! Schlimm!

Meine Sekschüler machen jedenfalls pro Seite wesentlich mehr Fehler als Trierweiler im ganzen Buch. Französisch – meine Muttersprache – ist tatsächlich alles andere als einfach. Englisch ist VIEL VIEL einfacher zu erlernen und verspricht auch mehr Erfolg im Leben. Wer spricht denn schon französisch! Der Thurgau hat es vorgemacht: Wir streichen das Französisch aus der Primarschule – auf der Sekstufe lernt man dann wohl schon noch wie man «bonjour» und «merci» schreibt, oder?

Ein bedeutender Teil des Schweizer Volks hat als Muttersprache FRANZÖSISCH. Und es wäre richtig und gut, wenn wir übrigen Schweizer diese Sprache auch beherrschen würden. Dass sie vielen Lehrpersonen nicht leicht fällt, zeigt ein Beispiel zum Fremdschämen: In meinem letzten Klassenlager in Bevaix, einem Neuenburger Dorf, konnten meine Schülerinnen und Schüler in der Küche Nachschub mühelos auf Französisch bestellen, freundlich grüssen und ein wenig plaudern. Meine Lehrer-Kolleginnen und -Kollegen hingegen unterhielten sich mit den Köchen auf Englisch. Natürlich kann ich zum Beispiel in Bevaix oder in Paris ganz gut ein Menü auf Englisch bestellen. Das Lächeln und das Leuchten in den Augen sehe ich aber nur, wenn ich mich in der Landessprache ausdrücke.

Was ist jetzt mit Frühfranzösisch? Egal, was früh oder spät lernen bringt: Die Schweiz braucht ein einheitliches Sprachenkonzept, das wäre schon längst fällig. Aber wir bringen ja nicht einmal den Lehrplan 21 auf die Beine!

 

 

 


André Bernhard,
3.10.2014, 113. Jahrgang, Nr. 120.

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