Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 23.7.2018:

Unsere Zivilgesellschaft ist auf ganz neue Weise gefordert:

Kranke Menschen verursachen Kosten.

Die Zahl der krankgeschriebenen Menschen im Arbeitsalter steigt kontinuierlich. "Rückblickend auf die letzten zehn Jahre stehen wir auf einem Rekordwert", schreibt die Swica. Die Perspektiven sind beängstigend: Jeder vierte Erwerbstätige in der Schweiz fühlt sich am Arbeitsplatz gestresst und erschöpft. Stetig vergrössert sich die Gefahr, dass Menschen in dauerhafter Überbelastung am Arbeitsplatz in der Erschöpfungsspirale den Ausweg nicht mehr finden und ihr Leben stressbedingt in ein Burnout mündet. Die Gesundheitsförderung Schweiz schätzt die Kosten, die den Unternehmen in der Schweiz durch Stress und Erschöpfung ihrer beteiligten Menschen entstehen, auf gerundete 5,8 Milliarden! Ein kleinerer Teil dieser horrenden Summe entsteht durch die konkreten Arbeitsausfälle; der grösste Teil - und das ist die Botschaft - entsteht, weil die Erwerbstätigen weniger gut arbeiten, wenn sie gesundheitliche Probleme haben. Doch auch der Anteil an Absenzen wird in Zukunft steigen, wenn es unsere Politik nicht schafft, die Präventionsarbeit sowohl bei den einzelnen Bürgerinnen und Bürger wie auch über das betriebliche Gesundheitsmanagement der Arbeitgeber zu verstärken.

Zur Zeit debattiert das Bundesparlament über die leeren Kassen bei der AHV. Der Entscheid ist noch vertagt. Doch will die Politik und Wirtschaft zur Kostenregulierung im Rentenalter die Obergrenze der Pensionierungsalter bei Männlein wie Weiblein erhöhen. Wie, so stelle ich die Frage, soll diese Absicht Früchte tragen, wenn die Körper der Menschen in der Schweiz nachweislich früher ermüden als je zuvor?

Wir haben in der Schweiz ein Grundsatzproblem zu lösen, das unsere Politiker und Politikerinnen fordert eine Debatte anzugehen, die sie selber betrifft. Unsere Politiker sind nicht gesünder als die Zivilgesellschaft insgesamt! Auch sie sind müde zu denken. Auch sie sind müde Entscheidungen zu treffen, die der heutigen Wirtschaftlichkeit im Gesundheitsmanagement und in der aktuellen Altersvorsorge widersprechen. Auch unsere Politiker sind müde, wenn ihre Erkenntnisse zu Entscheidungen führen, die ihre Körper überhaupt nicht mehr verstehen. Wie soll es möglich sein, unter den erwähnten Umständen die Gesundheitskosten im Wirtschaftsleben zu senken, wenn die Lebenszeit für die zu leistende Arbeit und Vorsorge erhöht wird? Die Folge wird sein, dass die Kosten auf beiden Seiten dieser Gegenüberstellung explodieren. Ich kenne kein betriebliches Gesundheitsmanagement, das Unternehmerinnen und Unternehmern echte Alternativen aufzeigt, wie Menschen in unserer Zivilgesellschaft bis ins hohe Alter gesund und leistungsfähig sein könnten. Das echte Dilemma liegt an der fehlenden Alternative zur klassischen Medizin. Heute ist es für unsere zivilgesellschaftlich gebildeten Bürgerinnen und Bürger selbstverständlich und normal, die biologischen Körper von uns grundsätzlich gesunden Menschen ins bodenlose Abseits zu führen, wie es sich in seinem ökonomischen Ausmass noch nie zuvor gezeigt hat. Wir werden die Verlierer und die Kranken sein, wenn die Politiker jetzt versagen, sich zu echten Alternativen im Gesundheits-, Arbeits- und Rentenwesen zu bekennen.


Heiner Dübi,
23.7.2018, 117. Jahrgang, Nr. 204.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.