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«Wandzeitung» vom 7.11.2014:

Ecopop:

Eine zynische Angelegenheit.

Ein kleines Häuschen, irgendwo am Rand eines kleinen Dörfchens, ein hübsches Gärtlein, niedliche Kinder, zwei Autos… Der Traum des kleinen Mannes, der kleinen Frau. So stellen sich doch viele das perfekte Leben in der perfekten Schweiz vor. Einige dieser Voralpenromantiker haben sich zusammengetan und sind zu Ecopopern geworden. Sie wollen sich ihre Idylle bewahren, wollen auf keinen Fall, dass fremde Einflüsse ihre heile Welt aus den Fugen bringen. Sie sind total dichtegestresst, wenn sie auf der verstopften Autobahn in die Stadt fahren, um zu arbeiten, einzukaufen oder Freizeit zu erleben. Und gopfridstutznamal, da hat es doch tatsächlich auch Ausländerinnen und Ausländer auf den Strassen, im Tram und im Kino! Nun, so ist wenigstens klar, wer an diesem wahnsinnigen Gedränge schuld ist!

Am 30. November stimmen wir über die Ecopop-Initiative ab. Zum zweiten Mal dieses Jahr kommt eine Vorlage vors Volk, die nicht nur absolut fremdenfeindlich ist, sondern in massivem Ausmass die Beziehung der Schweiz zur EU und zu anderen Ländern gefährdet.

Was mich an dieser Initiative besonders ärgert, ist der unermessliche Zynismus, der dahinter steht. So wird die Sorge um die Umwelt vorgeschoben, um ein ganz klar menschenverachtendes Anliegen zu vertreten. Nicht die Ausländerinnen und Ausländer, die hier leben, gefährden unser Natur, sondern diejenigen, die in ihren Einfamilienhäusern auf dem Land leben, wo sie mindestens zwei Autos brauchen, um ihr Leben zu organisieren, um ihre Kinder umher zu chauffieren, die das Geld, das sie in ihren steuergünstigen Wohngemeinden einsparen, stattdessen für Flugreisen ausgeben… Genau diese Leute hinterlassen einen ökologischen Fussabdruck, in welchen ein ganzes afrikanisches Dorf passen würde.

Bundesrat Alain Berset warnte an der Delegiertenversammlung der SP Schweiz am 25. Oktober vor den Konsequenzen, die bei einer Annahme der «Egoflop»-Initiative, wie er sie treffend nannte, auf die Schweiz zukommen würden. Einmal mehr wäre der bilaterale Weg mit der EU fundamental in Frage gestellt, unsere Wirtschaft würde massiv leiden, einige Wirtschaftszweige würden praktisch zum Erliegen kommen. Und das in einem noch deutlich grösseren Umfang, als dies durch die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative geschehen wird.

Ich hoffe darum inständig, dass die Schweizerinnen und Schweizer nach dem Debakel am 9. Februar schlauer geworden sind und nicht schon wieder auf eine Initiative hereinfallen, die vorgaukelt, Probleme zu lösen und stattdessen Unmengen neuer Probleme schafft. Wenn wir die Umwelt schützen wollen, dann braucht es eine konsequente Umsetzung der 2000-Watt-Ziele eine vernünftige Raumplanung und eine internationale Zusammenarbeit, die auf die Probleme in den einzelnen Ländern eingeht und vor Ort Lösungen sucht. Und vor allem geht es nicht, ohne das eigene Verhalten in Frage zu stellen und selber bereit zu sein, einen Beitrag zu leisten!


Christa Benz-Meier,
7.11.2014, 113. Jahrgang, Nr. 155.

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Standpunkte:

8.11.2014, 15:17 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Eine zynische Angelegenheit. Warum soviel Polemik der SP und ihrer Alliierten, und was ist das für ein Bundesrat, Berset, der den politischen Gegner an der Delegiertenversammlung dieser Partei mit Egoflop verunglimpft. Das Ego ist ein Kennzeichen des Menschen; selbst bei den GenossenInnen, die bei jeder Gelegenheit zur Objektivität aufrufen. Unser Lebensraum ist aus verschiedenen anthropologisch Gründen übernutzt. Ein Grund ist das überbordende Wachstum der Wirtschaft und des Staates, der Einwanderung und ein anderer ist der zu hohe Lebensstandard. Die mangelnde Nachhaltigkeit in unserem Tun wurde vernachlässigt.


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