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«Wandzeitung» vom 17.11.2014:

Ebola-Hilfe Kubas: Statt «Ausgerechnet Kuba» könnte es heissen: 

«Kuba – ist ja klar.»

Am 23. Oktober 2014 erschien im «Tages-Anzeiger» ein Artikel mit dem Titel: «Ausgerechnet Kuba». Er drückt die Überraschung aus, dass ein Land wie Kuba, das «im Westen als arm und verlottert» angesehen wird, weltweit am meisten Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonal in die Ebola-Gebiete entsendet. Insgesamt sollen gegen 500 Ärzte und Krankenschwestern mindestens ein halbes Jahr lang ihre afrikanischen Fachkollegen unterstützen. Während sich der Westen Sorgen darüber macht, wie er vor der Ebola-Seuche verschont bleibt, besinnt sich Kuba auf humanitäre Werte und eilt den betroffenen Nationen im Rahmen des Internacionalismo unerschrocken zu Hilfe.

Ja, aber ... wollen Sie gerade sagen? Nein, kein aber! Man ist es müde, die kubanische Gesellschaft, das kostenlose Gesundheits- und Bildungssystem zu rühmen. Die niedrige Säuglingssterblichkeit, das hohe Sterbensalter der Bevölkerung, das gute Selbstbewusstsein der Kubanerinnen und Kubaner. Wird all dies auf die eine Waagschale gelegt, wird trotzdem immer die andere weiter nach unten gedrückt. Die Ignoranz des Westens wiegt schwer.

Am 28. Oktober 2014 stimmten an der jährlich wiederkehrenden UN-Vollversammlung wie im Vorjahr 188 Staaten für die Aufhebung des US-Wirtschaftsembargos gegen Kuba. Wie üblich stimmten die USA und Israel gegen die nicht bindende Resolution, die eine Aufhebung der 1960 verhängten Handelsblockade fordert. Alles bleibt beim Alten und die vier Buchstaben K-U-B-A prangern weiterhin auf der Schurkenstaaten-Liste der US-Regierung! Die sich ihrerseits gut machen würde auf der Liste, die Staaten aufführt, die den Terrorismus unterstützen.

Die Arroganz der Mächtigen. Und die Arroganz der Schreibenden. Ohne jemals auf der Insel gewesen zu sein, wird wild drauflos geschrieben, die eigene oder fremde Meinung zementierend. Und was bitte ist zum Beispiel mit Mexiko? Oder mit Kolumbien? Nehmen wir Letzteres: Es genügt zu wissen, dass Kolumbien eine vorbildliche Verfassung besitzt. Eine Demokratie par excellence! In diesem demokratischen Land kommt es jeden Tag vor, dass Bauern von ihrem Land vertrieben oder umgebracht, Gewerkschafter und Regierungsgegner regelmässig exekutiert werden, unliebsame, weil linksgerichtete Politiker mit dem Tod bedroht, wie zum Beispiel auch der Kongressabgeordnete Iván Cepeda, dessen Vater auch Opfer dieser beispielhaften Demokratie wurde. Um in diesem Beitrag nur ein Beispiel beim Namen zu nennen. Von der Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien wären weitere Fakten zu erfahren.

Während sich der Westen in seiner Ignoranz suhlt, bringen viele – natürlich zumeist linksregierte – lateinamerikanische Länder der Karibikinsel ihre Hochachtung entgegen. Auch ihren Respekt dafür, dass ein so kleines Land der übermächtigen USA die Stirn bietet. In vielen lateinamerikanischen Ländern werden die Menschenrechte mit Füssen getreten. In Bolivien und Kolumbien ist jeder zweite Einwohner mausarm und lebt in elenden Verhältnissen. Über diese wahnsinnige Ungerechtigkeit müsste man sich in den Medien entsetzen und nicht auf einem Land herumhacken, das die Menschenrechte mehr achtet als manch andere Nationen.


Rosmarie Schoop,
17.11.2014, 113. Jahrgang, Nr. 165.

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Standpunkte:

14.3.2015, 11:11 Uhr.

Thomas Bill schrieb:

Das kubanische Gesundheitssystem ist ein Mythos. Man reibt sich ja auch die Augen und versteht die Welt nicht mehr. Wie konnte das Regime in Kuba überall im Ausland medizinisch helfen während die Lebensbedingungen der eigenen Bevölkerung so schlecht waren, dass tausende Kubaner aus Kuba, meist in das Land des Bösewichts USA, geflüchtet sind? Die kubanische Regierung liess sich diese «Hilfe» von den anderen Regierungen gut bezahlen. Um sich eine vernünftige Meinung bilden zu können, muss man heute nicht unbedingt in einem Land gewesen sein, so wie man kein Huhn sein muss, um beurteilen zu können, ob ein Ei faul ist. Gerade in Ländern wie Kuba, in welchen die Dikatur alle Informationen gefiltert und zensuriert hat und welche die Vereherung der Nationalhelden in den Lehrplan schreibt, ist es ehrer schwierig sich ein objetives Bild zu verschaffen. Auch in Nordkorea lieben viele Menschen ihren Führer, der «das Beste» für Norkorea tut.Wenn in Kuba alles so idyllisch ist und wenn das kubanische Regime keine Revolutionäre waren, die zu Dikatoren mutierten, fragt man sich, weshalb dann so viele Menschen aus Kuba flüchteten, wie zum Beispiel eine Tochter Castros und weshalb dieses Regime diese Flüchtlinge verunglimpft und kriminalisiert hat. «Die Ignoranz des Westens wiegt schwer.» Aber Kuba liegt doch auch im Westen!? Könnte es sein, dass dies vielleicht so ein «Textbaustein» ist, mit welchem man reflexartig Zustimmung von «antiwestlich-denkenden» Menschen bekommt? Kuba ist sicher ein interressantes und schönes Land und nicht alles ist schlecht in Kuba und es gibt Länder in welchen es den Menschen noch schlechter geht. Auch die Castro-Dikatur gehörte nicht zu den schlimmsten Dikaturen der Geschichte. Kuba und die Politik Kubas, angesichts der Repressionen gegen die eigene Bevölkerung zu idealisieren, scheint mir jedoch genauso haltlos, wie Kuba als das «Reich des Bösen» zu verteufeln.


19.11.2014, 15:57 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Ja, Kuba ist ein ausserordentliches Land, das beschrieb schon Ernest Hemingway so. Es ist erfreulich, dass Kuba 500 medizinische Personen und die USA 3000 in afrikanische Länder die unter dem Ebola-Virus leiden, schicken. In Bolivien, wo seit über fünf Jahren ein sozialistischer Indio als Staatspräsident herrscht und wiedergewählt wurde, existieren trotz Rohstoffreichtum und Nationalisierung für viele Bewohnerinnen und Bewohner erbärmliche Verhältnisse. Die Anden sind landschaftlich ein Paradies, die sozialen Verhältnisse nicht.


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