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«Wandzeitung» vom 11.10.2014:

Unterschriften für den Alpenschutz:

Eine zweite Gotthardröhre ist eine zu viel.

In diesen Tagen wird das Referendum gegen die zweite Gotthardröhre lanciert. Ich habe es bereits unterschrieben und zwar mit Überzeugung und fünf Argumenten:

1. Wir müssen unsere Alpen schützen. Als sensibler Lebensraum sind sie Sensoren für grundlegende Veränderungen unseres Klimas und damit unserer Lebensgrundlage. Verkehr, Abgase, Landnutzung setzen ihnen bereits heute massiv zu. Der Rückgang der Gletscher ist dramatisch, die Bedrohung der Biodiversität eine traurige Tatsache. Wir brauchen deshalb nicht weniger, sondern mehr Alpenschutz.

2. Das Tessin hat bisher immer nein gesagt zur zweiten Gotthardröhre. Die Belastung durch den Transitverkehr ist für unsere südlichen Mitbürgerinnen und Mitbürger schon heute sehr gross. Mehr Strassen bringen noch mehr Verkehr und noch mehr schlechte Luft. Die Tessiner Karte für ein Ja zu spielen, ist deshalb unredlich.

3. Dem Volk wird Sand in die Augen gestreut. Zwar wird heute beteuert, dass es auch bei einer zweiten Röhre nicht zu einer Kapazitätserweiterung kommen werde, da in jedem Tunnel nur eine Spur befahren werden dürfe. Dass dieses Versprechen jedoch beim ersten grossen Stau vor dem Gotthard gebrochen werden wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Man muss naiv oder bösartig sein, um zu behaupten, der Einspurverkehr könne unter einem wachsenden Druck aufrecht erhalten werden.

4. Die Verkehrsprobleme sind am Gotthard vergleichsweise gering. Viel grösser sind sie im Mittelland und vor allem in den Agglomerationen. Der zweite Gotthardtunnel wäre für die Städte und Agglomerationen gerade ein zweifaches Eigentor. Erstens würde das Geld dort fehlen, wo es wirklich für Verkehrsentlastungen gebraucht wird, und zweitens würde der zweite Gotthardtunnel zusätzlichen Verkehr anziehen, der wiederum vor allem in den Städten und Agglomerationen spürbar wäre.

5. Es gibt schon einen zweiten Gotthardtunnel – die NEAT. In Kürze wird der längste Eisenbahntunnel der Welt in Betrieb genommen. Damit wird erstmals die Verlagerung der Güter auf die Schiene im grossen Stile möglich und rentabel. Ausgerechnet jetzt die Bahn erneut mit dem Ausbau der Strasseninfrastruktur zu konkurrenzieren, ist verkehrspolitisch, aber auch wirtschaftlich absurd.

Die Unterschriftenbögen werden in den nächsten Tagen in den Haushalten ankommen. Unterschreiben wir rasch, damit wir rasch Klarheit über die Zukunft unserer Verkehrspolitik haben. Ich bin überzeugt: Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger werden auch diesmal der Vernunft folgen: für Güter die Bahn.


Jacqueline Fehr,
11.10.2014, 113. Jahrgang, Nr. 128.

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Standpunkte:

22.10.2014, 11:38 Uhr.

Pierre-François Bocion, Winterthur schrieb:

Das Referendum ist zum Glück gegen die zweite Röhre für Autos im Gotthard ergriffen worden, die Unterschriftensammlung läuft. Bundesrätin Doris Leuthard hat es mit Hilfe einer einflussreichen Lobby rund um das Auto geschafft, die Mehrheit des Parlamentes von diesem Teufelswerk zu überzeugen. Die Argumente der Befürworter sind bekannt, diese zu wiederholen wäre Wasser in die Reuss oder den Ticino getragen. Doris Leuthard hat sich für immer als unglaubwürdige Politikerin in das Geschichtsbuch eingetragen, weil Sie im Parlament dem Schweizer Souverän versuchte glaubhaft zu machen, dass die beiden Röhren nach der Renovation nur zweispurig befahren würden und nie vierspurig. Das glaubt sie doch selber nicht. Das Schweizer Volk hat im Frühjahr einem grosszügigen Ausbau des Eisenbahnnetzes zu gestimmt und 3.5 Milliarden pro Jahr bewilligt. Die Mehrheit der Stimmbürger hat erkannt, dass die Umweltbelastung – Abgase, Erderwärmung, Lärm etc. – durch den motorisierten Verkehr nicht mehr weiter anwachsen darf. Vor allem der Transitverkehr durch die Schweiz muss auf die Schiene. Zum Glück wird in zwei Jahren der Basistunnel am Gotthard eröffnet und der Bahnverkehr wird wesentlich konkurrenzfähiger gegen über der Strasse. Im Kanton Uri und im Tessin wird die Lebensgrundlage für einen Teil der Bevölkerung optimiert. Das Leben von Flora, Fauna und nicht zuletzt des Menschen ist langfristig im Alpenraum, dem Herz unseres Landes, in akuter Gefahr. Jede Unterschrift unter das Referendum ist ein Akt der Vernunft zum Schutz unseres Lebensraumes in der Zukunft.


12.10.2014, 13:51 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Eine Vision am Gotthard: Autos, Autos ...? Jacqueline Fehr gibt in Ihrem Artikel die aus meiner Sicht die richtige Antwort. Die zweite Röhre am Gotthard ist keine Teufelsbrücke sondern ein Teufelswerk von Bundesrat und der Mehrheit im Parlament. Der Verkehr muss auf die Schiene und nicht auf die Strasse!


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