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«Wandzeitung» vom 26.11.2014:

Winterthur verfügt über viele ausgewiesene Stärken:

Miesepeter oder Freudenstimmung?

«Wir sind Winterthur»: Guter Zusammenhalt, unzählige engagierte Menschen – Winterthur verfügt über viele ausgewiesene Stärken. Dies hat das zu Ende gehende Jubiläumsjahr sichtbar gemacht. Ein Beispiel, das mir symbolisch in Erinnerung bleiben wird, war die Stimmung im Festzelt auf dem Sässel Iberg beim Eröffnen des Rundwanderweges um Winterthur: Eine einfache Festhütte, ein paar Bänke, gutes Essen, Trinken – und vor allem: zusammen sein und schwatzen – Winterthur braucht keinen Protz für gute Stimmung, einfache Voraussetzungen genügen. Denn: «wir» sind Winterthur. Wir sind ein Dorf, kennen und schätzen uns – und sind stolz darauf.

Ein weiteres Beispiel ist das Freilichtspiel «Guete Bonjour», das über 200 Engagierte auf die Beine gestellt haben. 18 Vorführungen, 15 000 Zuschauer und jedes Mal tolle Stimmung, teilweise trotz Regen. Das Dickste aber kommt zuletzt: als sich beim Gesamtfazit ein grösseres Loch in der Spielkasse zeigt, meinen die Organisatoren: «Wir wollen kein zusätzliches Geld von der Stadt! Das regeln wir selbst!» Chapeau! Das ist typisch Winterthur! Wo gibt es das sonst? Sind wir uns nicht gewohnt, dass man schnell an den Staat gelangt, sobald es Problem gibt, damit dieser das Problem löse – mit staatlichem Geld?

Das Verhalten der Organisatoren des Festspieles verfügt übrigens geradezu über eine historische Komponente. Mario Schaub zeigt in seiner Fest-Chronik zum Jubiläumsjahr «Unsere Stadt» eindrücklich, dass sich die Winterthurerinnen und Winterthurer in ihrer Geschichte immer schwierigen Situationen gestellt und sich nicht haben unterkriegen lassen – teils auf kreative Art und Weise. Am eindrücklichsten bleibt die Beschreibung einer Situation um das Jahr 1460, als Winterthur fast 80 Tage von 13 600 Zürchern und Eidgenossen belagert wurde. Als die Not so gross war und keine Zugtiere mehr zur Verfügung standen, haben Frauen acht Tage lang ununterbrochen das Mahlwerk gezogen, um überhaupt noch Mehl zum Backen zu haben. Die weiteren Bürgerinnen und Bürger waren solidarisch mit ihnen und haben sie mit fröhlichem Musikspiel begleitet.

Alle, die «mit-ziehen» statt fordern, haben von mir auch heute grösstem Respekt verdient. Sie erinnern mich an die Aussage eines Pfarrers am 750-Jahre-Gottesdienst aller Kirchen der Stadt: Wer jetzt mithelfen wolle, den finanziellen Schwierigkeiten der Stadt konstruktiv zu begegnen, solle nicht jammern, sondern «seine Ärmel hochkrempeln und mit anpacken.»

Ja, recht hat er. Angesichts der finanziell herausfordernden Zeiten können wir es uns schlicht nicht leisten, dass alle nur jammern und fordern. Denn die Situation unserer Stadt ist die Summe aller Einzelentscheidungen aller Einwohnerinnen und Einwohner: Wer fordert nur? Wer packt mit an? Mit seinem Entscheid kann Jede und Jeder selbst mit-beeinflussen, auf welche Seite die Situation unserer Stadt kippen wird – und damit beeinflussen diese Menschen auch die Stimmung in unserer Stadt.


Barbara Günthard-Maier,
26.11.2014, 113. Jahrgang, Nr. 174.

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27.11.2014, 13:49 Uhr.

Martin Stauber schrieb:

... jetzt können wir nur noch hoffen, der Gemeinderat nehme sich dies für die nächste Budgetdebatte zu Herzen ...


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