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«Wandzeitung» vom 2.2.2015:

Liebesbrief:

Ra.

Im Herbst 1989 wurde ich in einem Vielsternrestaurant standesgemäss in die Familie eingeführt. Mit neugierigen Reh-Augen sah sie mir entgegen. Ich hab sie sofort in mein Herz geschlossen. Ich hatte das Bedürfnis sie zu beschützen. Obwohl mir noch nicht klar war wovor. Ra war meine zukünftige Ex-Schwägerin. Sie hat mir ihre Freundschaft geschenkt und begleitet mich durch alle Zeiten. Heute haben wir so viel Kontakt wie kaum zuvor. Wenn ich so gerne telefonieren würde wie sie, würden wir uns noch mehr hören. Ich freue mich über jedes Treffen mit ihr. Es verbinden uns viele Geschichten und ich bin auf die Fortsetzungen gespannt. Durch ihr Zutun habe ich meinen heutigen Partner kennengelernt.

Ra ist eine vielinteressierte Zeit- und Streitgenossin. Für ihre Rechte wächst sie über sich hinaus und erreicht mehr, als das Umfeld für möglich hält. Mich hat sie schon lange überzeugt. Sie ist die grösste Verfechterin der Freizeit, die ich kenne! Wir haben gleiche Ansichten, die wir in der Öffentlichkeit nicht laut aussprechen dürfen. Ihr Herz schlägt für ihren Freund und ihre Tierschar. Das ist ihre wahre Leidenschaft. Sie ist ein mitfühlender Mensch, immer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Oft hat sie sich auf Zeichen der Spiritualität verlassen. Nicht alle haben es gut mit ihr gemeint.

Mit ihrem Gewicht hält sie nicht immer die Waage, worüber sie arg leidet. Dabei sieht sie für mich aus wie eine ägyptische Göttin – zu jedem Zeitpunkt. Sie ist gern gut gekleidet und durchgestylt und eine passionierte Schnäppchenjägerin. Was habe ich geweint, als ein Feuer ihr schönes Gesicht in ein Schlachtfeld verwandelt hatte. Glücklicherweise ist alles wieder gut verheilt. Heute ist es ihr nicht mehr so wichtig, was andere über sie denken. Sie freut sich über jeden hellen Tag und über kleine Aufmerksamkeiten.

Wenn ich sie als Mahlzeit sehen würde, wäre sie ein gut gewürzter Tomatenjus, eine Fleischbrühe mit Backerbsen und eine Gemüselasagne. Sie spricht schneller als sie geht und hat eine rasche Auffassungsgabe. Wenn sie etwas nicht versteht, fragt sie sofort nach. Sie ist wissbegierig und recherchiert gerne. Sie ist eine interessante Gesprächspartnerin, die sich nicht scheut Paroli zu bieten. Sie ist eine ehrliche Kritikerin meiner Texte und wird mit einem abgehakten Schreibstil nicht warm. Oft sagt sie mir, dass ich es besser könne. Das treibt mich natürlich an.

Das Globetrotten hat sie zugunsten ihrer Tierfamilie ad acta gelegt. Aber ich glaube, dass sie gern wieder einmal nach Amerika fliegen würde. Sie hat dort Freunde wie auch in anderen Teilen der Welt. Ich weiss nicht, ob es ihr bewusst ist, wie sehr ich sie lieb habe. Obwohl ich glaube, dass sie insgeheim stolz ist, es auf meine Liste der Liebesbriefe geschafft zu haben. Dort ist sie auch definitiv am richtigen Platz.


Momo Appenzeller,
2.2.2015, 114. Jahrgang, Nr. 33.

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