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«Wandzeitung» vom 19.5.2015:

Auch Studenten sollen atmen:

Ist Luft ein Menschenrecht?

Wir atmen ein. Wir atmen aus. Bekanntlich stirbt ein Mensch, sobald über ein Drittel seiner Haut zum Beispiel durch Verbrennung zerstört ist. Ich habe schon von Menschen gehört, die ohne Nahrung leben. Ich habe schon von Menschen gelesen, die ohne Einnahme von Wasser leben. Ich habe noch nie gehört und gelesen, dass ein Mensch ohne Atem leben kann. Der Atem ist sozusagen ein Gesetz, ohne ihn kein Leben entstehen oder vergehen will. Woher kommt der Atem? Gibt es eine Ursache dafür? Wir kennen und leben nur mit den Bedingungen der Luft und machen uns im Allgemeinen keine Gedanken dazu. Selbstverständlich atmen wir, meist falsch und ohne die Organe mit einzubeziehen. Hauptsache ist wir haben Luft.

Wir haben Recht auf Nahrung. Fair trade? Wir haben Recht auf Kleidung. Fair trade! Wir haben Recht auf Wasser. Fair trade? Wir haben Recht auf Luft? Sogar Nestlé kümmert sich nicht um den wichtigsten Versorgungsstoff unseres Körpers. Wir alle kümmern uns nicht darum, weil er uns selbstverständlich ist. Dabei ist die Haut die erste, die reklamiert, wenn etwas mit der Atmung nicht mehr stimmt. Haben wir das Gespür dafür verloren? Der ganze Körper atmet Luft. Die Lunge verbraucht einen Bruchteil davon, allerdings einen wichtigen, um uns stofflich aufrecht zu halten. Hört die Lunge auf sich zu bewegen, verlieren auch unsere Organe an Vitalität und die Sinnesorgane verschwinden. Augen, Ohren, Nase, Mund und Tastsinn beenden ihre Fähigkeit unsere Umgebung wahrzunehmen. Es bleibt die künstliche Beatmung, das Koma.

Genauso blind bauen wir Häuser. Heute leben und arbeiten wir in künstlich beatmeten Häusern. Es scheint, dass wir alle ins Koma fallen. Kopfschmerzen, Übelkeit, Nasenbluten und Augenreizung sind in Büros und in Wohnungen normal. Die Technik kann es lösen. In neun Monaten sollte auch die neue Bibliothek der ZHAW in Winterthur lufttechnisch clean sein. Sprich, bis dann hat sich Mensch daran gewöhnt, im künstlichen Koma zu arbeiten. Die menschliche Natur ist aber so angelegt, dass sie atmet. Nur so werden Informationen in Weisheit und Erfahrung umgesetzt. Das gilt auch für Studenten.

Luft ist kein Menschenrecht. Aber die Menschen haben ein Recht darauf, frisch gelüftet zu sein. Ansonsten sind wir im Grunde überflüssig und werden wie im künstlichen Koma kopflastig. Damit aber Informationen in Erfahrungsweisheit transportiert werden, brauchen wir den ganzen Körper. Der ganze Körper will gelüftet sein. Jeder Mangel an frischer Luft führt zu Stagnation und somit zur seelischen Erschöpfung.

Luft ist kein Menschenrecht. Gehen wir davon aus, dass das Menschengeschlecht älter ist als die Erde, so ist es ein Recht der Erde, uns den Atem zu schenken oder wegzunehmen. Wir Menschen sind so blöd und nehmen uns den Atem selber weg. Burnout ist eine Folge davon.


Heiner Dübi,
19.5.2015, 114. Jahrgang, Nr. 139.

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