Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 14.2.2015:

Winterthur ist mein Zuhause:

Winterthur ist.

Wenn ich mit dem Zug von Zürich nach Winterthur fahre, geniesse ich das Gefühl, die Töss zu überqueren, die Häuserzeilen und ehemaligen Fabriksgebäude vorbeiziehen zu lassen und langsam in den Bahnhof einzufahren. Es ist nicht nur ein schönes Gefühl, weil die zu Ende gehende Fahrt ein Heimkommen einläutet. Sondern vor allem auch, weil Winterthur auf dieser kleinen Strecke alles hat, was für mich Winterthur ist.

Winterthur ist Naherholung. Auch wenn die Töss die Sehnsucht nach einem See in Winterthur nicht zu ersetzen vermag, so ist sie doch ein wilder Ersatz, der sich an den sieben Hügeln von Winterthur vorbeischlängelt und für ein paar Stunden den Arbeitsalltag beiseite schiebt.

Winterthur ist Arbeiterstadt. Die Maschinen sind zwar längst verstummt, doch die riesigen Industriehallen erzählen nach wie vor vom harten Alltag der Arbeiterinnen und Arbeiter, die für einen Hungerlohn den Reichtum für ein paar wenige gescheffelt haben. Auch wenn sie namenlos in der Geschichte verschwanden, so ist es doch ihnen zu verdanken, dass Winterthur blühte. Und ihrem Mut, dass 1865 der Arbeiterverein Töss gegründet wurde, um bessere Arbeitsbedingungen zu erkämpfen. Davon profitieren wir noch heute – nicht nur die Arbeiterinnen, sondern auch die Studenten.

Winterthur ist Bildung. Wo früher gearbeitet wurde, dozieren heute Dozentinnen und studieren Studenten. Die ZHAW gehört zu Winterthur – auch wenn das W im Namen nicht mehr für Winterthur, sondern für Wissenschaften steht. Eine Stadt ohne Bildung ist eine ohne Zukunft. Das bedingt aber auch, dass die Studentinnen und Studenten einen Platz zum Wohnen finden.

Winterthur ist Genossenschaft. Bezahlbarer Wohnraum ist rar. Vor allem Menschen mit knappem Portemonnaie suchen verzweifelt nach fairen Mieten und werden selten fündig. Die Vogelsang-Genossenschaftswohnungen auf der gegenüberliegenden Seite des Industrieareals sind da nur ein kleiner Tropfen auf den heissen Stein. Viele müssen folgen, denn es kann nicht sein, dass mit dem Grundrecht, ein Dach über dem Kopf zu haben, Profit gemacht wird. Und das gilt auch für andere Grundbedürfnisse.

Winterthur ist Service Public. Eine Stadt lebt davon, dass alle Menschen an ihr teilnehmen können. Das ist nur dann gewährleistet, wenn grundlegende Bedürfnisse wie Mobilität, Gesundheit, Bildung, Wasser etc. allen gleichermassen zur Verfügung steht. Im Gegensatz zum «freien Markt», der auf Wettbewerb und Ausschluss setzt, kann dies eine Stadt mit einem ausgebauten Service Public garantieren. Auch Kultur ist Teil davon.

Winterthur ist Kultur. Kultur darf und soll provozieren, zum Nachdenken, Lachen und Kritisieren anregen oder zum Genuss einladen. Gerade das Areal Lagerplatz zeugt davon, dass erst Kultur eine Stadt lebenswert und einzigartig macht.

Winterthur ist. Winterthur ist mein Zuhause.


Mattea Meyer,
14.2.2015, 114. Jahrgang, Nr. 45.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.