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«Wandzeitung» vom 27.12.2015:

Ein persönlicher Rückblick und Ausblick:

Ausmisten.

Die meist arbeitsfreien Tage zwischen Weihnachten und Neujahr bieten die Gelegenheit, einen Jahres-Rückblick und -Ausblick zu starten. Ich verbinde damit auch das Durchkämmen meiner vielen Mäppli, angelegt zu verschiedenen Themen. Sie dienen mir dazu, vielfältiges Zahlenmaterial und Fakten zur Verfügung zu haben, um bei Diskussionen und beim Schreiben von Artikeln darauf zurückgreifen zu können. Mir fällt beim Aussortieren auf, dass ich besonders viele Unterlagen zur katholischen Kirche und zur Ökumene zu entsorgen habe. Das ist nicht verwunderlich, war ich doch bis Ende Juni Mitglied der Synode der Katholischen Kirche im Kanton Zürich und Verfasser eines Buches über die Ökumene, ebenfalls erschienen im Juni. Recht viele Papiere betreffen die Amtsführung des für uns zuständigen Bischofs Vitus Huonder und Meldungen zu Kirchenthemen. In vielen Artikeln wird die zunehmende Entfremdung zwischen der Kirche als Institution und den selbstbewussten, eigenständig denkenden Gläubigen thematisiert. Hirtenbriefe und Verlautbarungen sind oft in einer abgehobenen und lebensfremden Kirchensprache verfasst und finden nur noch geringe Beachtung. So versteht kaum jemand, warum Laien nicht predigen dürfen oder wiederverheiratete Geschiedene vom Kommunionempfang ausgeschlossen sind. Wen kümmert’s? Das einst autoritätsfromme Kirchenvolk mutierte zu mündigen Kirchenmitgliedern oder hat die Kirchen-Mitgliedschaft gekündigt. Es gibt viel zu entsorgen im Kirchenmäppli.

Und doch – die Kirchen hätten uns in der Welt mit dem Recht des Stärkeren viel zu sagen. Dazu braucht es die Glaubwürdigkeit der Kirchenvertreter. Die Menschen sind nicht areligiös geworden. Die Suche nach dem Sinn des Lebens bleibt bestehen, plausible Antworten sind gefragt. Vielleicht laufen auch viele Menschen dem Messias von Herrliberg nach, der zusammen mit seinen Aposteln Wahrheiten verkündet, die kritiklos zu glauben sind.

Das Mäppli «Winterthurer Politik» wird wohl weiter anwachsen. Viele Themen werden uns auch im kommenden Jahr beschäftigen. So zum Beispiel den von den Befürwortern als Leuchtturmprojekt bezeichneten Bau eines Kongresshauses, verbunden mit dem Abriss des Theaters. Der Leuchtturm würde wohl leuchten für die Investoren und nicht dem Theater. Es lockt eine Rendite von 4,5 Prozent.

Ein dünnes Mäppli mit dem Titel «Bundesratswahl» kann ich getrost entsorgen. Beim Betrachten des politischen Profils von Thomas Aeschi läuteten die Alarmglocken: Für ihn belanglos ist der Schutz der Umwelt, genau so die gesellschaftspolitische Liberalisierung. Ein Graus für ihn ist der starke Sozialstaat. Aeschi, der extrem neoliberale Kandidat wurde nicht gewählt, der Klang der Alarmglocken war auch in der vereinigten Bundesversammlung zu hören.

Immer dicker wird die Mappe zum Thema «Arbeit». Dazu einige Stichworte: Das Ende des Industriezeitalters mit den entsprechenden Folgen, die Zweidrittelsgesellschaft, Recht auf Arbeit, soziale Sicherheit: Da gibt’s nichts zu entsorgen. Diese Themen werden uns auch im neuen Jahr beschäftigen.


Haymo Empl,
27.12.2015, 114. Jahrgang, Nr. 361.

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