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«Wandzeitung» vom 6.9.2014:

Weiten wir doch das Stimm- und Wahlrecht aus:

Wagen wir mehr Demokratie.

Ich lebe gerne in der Schweiz. Nicht wegen den Kühen oder dem Käse; nicht wegen den Bergen oder dem Bankgeheimnis; auch nicht wegen der Neutralität oder der Neat. Ich lebe gerne in der Schweiz, weil ich hier politische Rechte habe. Ich kann mitreden, mitbestimmen und mitgestalten, wie die Zukunft unserer Gesellschaft aussehen soll. Ich muss keine Angst vor Repression haben, wenn ich eine Meinung vertrete, die keine Mehrheit findet.

Demokratie: Die Idee einer Gesellschaft, in der die Menschen frei und gleichberechtigt sind, niemand wegen der eigenen Meinung, des Geschlechts oder der sozialen Herkunft weniger Freiheiten hat als andere und in der wir gemeinsam Verantwortung übernehmen für uns und andere. Warum aber sollten wir diese bestechende Idee nicht auch auf andere Bereiche ausserhalb der politischen Partizipation ausweiten? Demokratie ist Mitbestimmung – in der Wirtschaft genauso wie in der Familie, in der Schule genauso wie in der Politik oder im Umgang mit der Umwelt. Wir sind mündige Menschen und brauchen niemanden, der über unser Leben bestimmt. Weder soll ein Mann über seine Frau herrschen, noch ein Diktator sein Volk terrorisieren, noch ein ganzes Wirtschaftssystem die Menschen unterwerfen.

Aber selbst von einer politischen Mitbestimmung, wie Demokratie heute oftmals verstanden wird, sind wir weit entfernt. Seit es die Demokratie in der Schweiz gibt, werden grosse Minderheiten von der politischen Mitsprache ausgeschlossen. Bis vor 40 Jahren war es Frauen nicht erlaubt, sich politisch zu engagieren; heute sind sie aus der Politik nicht mehr wegzudenken. Warum schliessen wir dennoch weiterhin gewichtige Minderheiten von der politischen Mitsprache aus? Demokratie bedeutet Herrschaft des Volkes. Die italienische Nachbarin, die in der Schweiz aufgewachsen ist, Steuern zahlt und arbeitet, ist ebenso Teil des Volkes wie der 16-jährige Schüler, der sich für Politik interessiert und über seine Zukunft mitentscheiden will. Demokratie heisst Mitbestimmung. Warum also nicht den Schritt wagen und auch der ausländischen Wohnbevölkerung und den politikinteressierten Jugendlichen eine Stimme geben? Weiten wir doch das, worauf wir stimmberechtigten Schweizerinnen und Schweizer so stolz sind, auch auf andere aus.

Bis vor 40 Jahren war es undenkbar, dass Frauen in der Politik mitreden. Heute können wir darüber nur noch den Kopf schütteln. Ich hoffe, dass in 40 Jahren Menschen wie die italienische Nachbarin oder der 16-jährige Schüler ganz selbstverständlich mitbestimmen können. Wagen wir gemeinsam mehr Demokratie. Damit wir uns freuen können über die Schweiz – nicht wegen der Schokolade oder den Swatch-Uhren, sondern wegen einer Demokratie, die ihren Namen verdient.


Mattea Meyer,
6.9.2014, 113. Jahrgang, Nr. 93.

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