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«Wandzeitung» vom 13.2.2016:

Die Staus am Gotthard werden Geschichte:

Schluss mit Leuthards Röhre.

In zwei Wochen ist es so weit. Es findet ein für die Schweiz und die EU entscheidender Abstimmungssonntag statt. Die CVP-Bundesrätin Doris Leuthard, unter anderem verantwortlich für die Verkehrspolitik im Bundesrat, hatte mit viel Public-Relation-Aufwand und Überzeugungskunst Bundesrat, National- und Ständerat dazu überredet, das Gotthardmassiv mit einem 4. Tunnel zu durchbohren. Zum Glück hat nun das Volk dank eines Referendums, das von den Umweltverbänden ergriffen wurde, die Chance über dieses riesige, teuere und neue automobile Verkehrsprojekt abzustimmen. Hoffentlich sagt das Volk am Sonntag, dem 28. Februar 2016 nein zu diesem Kostenloch im Berg. Der 3.Tunnel (Gotthardbasis-Tunnel für die Eisenbahn) ist noch nicht in Betrieb und seine Auswirkungen auf die Verkehrsachse von Nordeuropa nach Italien und umgekehrt erst mittels Computermodellen bekannt, aber nicht in der Praxis tatsächlich eruiert. Dennoch präsentiert die nationale Exekutive und Legislative eine zusätzliche Verkehrstrasse, obwohl die Menschen im Kanton Uri und Tessin jetzt schon unter einem zu hohen Abgaspegel leiden und der europäische Transitverkehr ihre Gesundheit ernsthaft beeinträchtigt. Warum sich Doris Leuthard vor diesen automobilen Karren spannen liess – eine rückwärts gerichtete Verkehrsvorlage – ist nicht nachvollziehbar. Der Güter- und Personenverkehr über grössere Distanzen ist aus bekannten Gründen: Abgase, Lärm, Verletzte, in Zukunft auf die Schiene zu verlagern.

Nicht nur die oben skizzierte Sachlage spricht gegen einen 4. Tunnel. Auch die Medien reagierten kritisch auf dieses gigantische, milliardenschwere Bauwerk im Zentrum der Schweiz. Unsere Alpen sind durch die Verfassung geschützt. Dieser Schutz wurde in einer denkwürdigen, hart umkämpften Abstimmung vom Souverän bejaht. Trotzdem werden weiterhin neue, überdimensionierte Skiarenen wie in Andermatt realisiert, die vor allem an den Wochenenden Verkehrslawinen im Kanton Uri verursachen werden. Dieser Alpenschutzartikel ist endlich ernst zu nehmen. Der 4. Tunnel am Gotthard ist verfassungswidrig und auch aus diesem Grund abzulehnen.

Doris Leuthard behauptet der 4. Tunnel sei notwendig, weil sonst der alte Autotunnel nur unter grössten Schwierigkeiten renoviert werden könne. Das stimmt so nicht. Erstens sind schon viele Autotunnels mit zwei Fahrspuren auf der Welt renoviert worden und zweitens kann nach der Inbetriebnahme des 3. Tunnels Ende 2016, die alte Gotthardstrecke für den Auto- und Lastwagentransport genutzt werden. Es gibt also eine in greifbarer Nähe entstehende Alternative für den motorisierten Verkehr durch den Gotthard. Was ist zu tun? Der Bau von zwei automatisierten Verladesystemen in Flüelen und in Biasca und die Bereitstellung von modernen Zugkompositionen für Auto und Lastwagen. Der Verlad auf die Schiene muss reibungslos und schnell erfolgen und die Transportkosten auf der Schiene vergleichbar mit denen auf der Strasse sein. Das geschilderte neue – und weit günstigere – Transportsystem hat für den Konsumenten den Vorteil, dass er sich eine Stunde ausruhen kann und eine der schönsten Eisenbahnstrecken in Europa geniessen kann. Die Staus am Gotthard wären Geschichte.


Pierre-François Bocion,
13.2.2016, 115. Jahrgang, Nr. 44.

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