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«Wandzeitung» vom 13.9.2016:

Konstruktive Museumspolitik ist hilfreich bei der Neuansiedlung von Unternehmen:

Ein Winterthurer Edelstein der Kunst.

Die Museumslandschaft im Eulachtal ist reichhaltig, umfangreich und ist geprägt durch einige Glanzpunkte. Die «Sammlung Oskar Reinhart am Römerholz» besitzt qualitativ ausserordentliche Werke, die ihr Weltgeltung verschaffen. Selektiv erwähnt seien Bruegel, Rembrandt, Daumier, der Frühimpressionist Corot, die Impressionisten Renoir, Sisley, Pissarro und die anschliessenden Arbeiten von Cézanne, Van Gogh und Picasso. Es sind nicht nur die mit profunder Sachkenntnisse von Oskar Reinhart (1885-1965) ausgewählten und gekauften Arbeiten, die Kunstkenner aus der ganzen Welt an den Südhang des Lindbergs locken, nein, die Sammlung als solche ist ein ästhetisches Meisterwerk von aussergewöhnlicher Schönheit und einer inneren, homogener Struktur, die Seinesgleichen sucht. Und zum Glück stammte Oskar Reinhart aus der Besitzerfamilie von Volkart, bei der er bis 1924 aktiv war. Das international tätige Handelshaus gewann Reichtum mit Kaffee, Tee und Baumwolle. Zudem war Volkart bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts Vertreter des Pharmakonzerns Roche in Indien. Oskar Reinhart war in der Lage sich frühzeitig ganz dem Kunstsammeln zu widmen und am Römerholz einen einzigartigen Park mit einer herrschaftlichen Villa für sich und seine Bilder zu errichten. Das Ganze ist im besten Sinne ein grossartiges Gesamtkunstwerk. Heute gehört dieses aufgrund einer testamentarischen Verfügung der Schweizerischen Eidgenossenschaft und wird vorbildlich betreut, verwaltet und finanziert. Weitsichtig vorausschauend hat der Stifter den Bund mit der erwähnten Aufgabe betraut und nicht die Stadt Winterthur, die heute Seltsames vor hat mit der ihr anvertrauten Kunst im Kunstmuseum, der Hahnloser- und Briner Sammlung sowie – last but not least – des Museums Oskar Reinhart am Stadtgarten. Alle vier Sammlungen bestechen durch ihr Charisma und es wäre unverzeihlich, wenn diese zu einem geschmacklosen Cocktail vermischt würden.

Der ökonomische Niedergang in Winterthur – es seien nur einige Beispiele erwähnt: Rieter, Sulzer, Winterthur Versicherung, Geilinger oder die Bankfilialen UBS, CS – ist ein ungelöstes Problem und belastet die städtischen Finanzen enorm. Dieser Break Down hat nicht nur finanzielle Auswirkungen, gravierender ist das Fehlen der Führungskräfte in der Gesellschaft. Der Pleitegeier schwebt über dieser wunderschönen, grünen zwischen Hügeln und Wäldern eingebetteten Stadt, die sich von der Terrasse des vorbildlich geführten Cafés-Restaurants in der Villa am Römerholz im Herbst geniessen lässt.

Stadtrat, Gemeinderat und die Verantwortungsträger in der Wirtschaft sind gefordert. Die Kultur, vor allem die bildenden Kunstschätze dürfen nicht unter die Räder kommen und durch eine falsche Museumspolitik beeinträchtigt werden, sondern sie sind hilfreich bei der Neuansiedlung von Unternehmungen. Die Garten-, Kultur- und Bildungsstadt Winterthur hat viel zu bieten, sie ist als Wohn- und Wirtschaftsstandort attraktiv.

 


Pierre-François Bocion,
13.9.2016, 115. Jahrgang, Nr. 257.

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