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«Wandzeitung» vom 13.12.2016:

Das Charisma des Raumes:

Prometheus.

Prometheus brachte laut der griechischen Sage den Menschen das Feuer, das er vorher den Göttern gestohlen hatte, die Weisheit und die Kultur, die bis zum heutigen Tage weiterentwickelt wurde. Gerade in der Adventszeit denken viele über unsere Kultur am Anfang des 21. Jahrhundert nach und besonders in Winterthur besteht Grund genug, über die Vergangenheit, Gegenwart und insbesondere über die Zukunft nachzudenken. Auch die miserable Finanzlage der Stadt zwingt uns, die Kulturleistung unseres Gemeinwesens zu analysieren und das Machbare sorgfältig zu definieren. Gerade in diesem Bereich wurde im zu Ende gehenden Jahr nicht optimal agiert. Erwähnt sei das Drama mit der Stadttheaterplanung. Zu Beginn war ein Abriss des architektonischen Glanzstückes des letzten Jahrhunderts vorgesehen. Argumentiert wurde, die Renovation betrage 40 Millionen Franken und der Neubau eines Kongresszentrums mit Theater sei für 120 Millionen Franken kostengünstiger. Nach heftigem Widerstand aus der Bevölkerung, liess der Stadtrat das Projekt fallen, weil er feststellte, dass die Theaterrenovation nur 10 Millionen Franken kosten würde. Eine derart schludrige Planung schafft bei der Bevölkerung kein Vertrauen!

Das Theater ist ein wesentliches Glied in der Kultur und kann, wenn es professionell betrieben wird, viel zur Bildung und zur intellektuellen Leistung einer Stadt beitragen. Das Sommertheater beweist seit vielen Jahrzehnten im Garten des Restaurant Strauss die aufgestellte These. Es ist wie bei der Präsentation von Kunst, nicht nur was gespielt respektive präsentiert wird ist wichtig, sondern auch der Raum in dem Kultur stattfindet ist entscheidend, ob ein Gesamtkunstwerk erzielt wird oder eben nicht. Das Winterthurer Stadttheater mit seiner Architektur und Theaterproduktion ist ein solches. Wenn nur Prometheus hin und wieder an Stadtratssitzungen teilnähme, um dort Weisheit zu verbreiten und die verschiedenen Egos zur Vernunft motivierte! Das neue Museumskonzept hätte eine andere Form. Die Temporären Ausstellungen und die Werbung wären als Idee Pate gestanden und die Kunsthalle an der Marktgasse hätte einen prominenten Platz bei der Vermittlung von bildnerischer Kunst.

Die Architektur ist ein wichtiger Bestandteil der Kultur einer Stadt. Das weit über die Grenzen bekannte Stadthaus von Semper, der auch die weltberühmte Oper in Dresden gebaut hat, ist vom Stadtrat dieses Jahr verlassen worden. Angeblich war es wichtig, dass die sieben Magistraten im Betonklotz auf dem Sulzer-Areal arbeiten. Die Nähe zu den Mitarbeitenden erhöhe die Effizienz. Eine Argumentation, die in der digitalisierten Welt überholt ist, wo Kommunikation zum Überdruss betrieben wird. Wichtiger ist auch in diesem Fall das Charisma des Raumes, wie im semperschen Stadthaus. Schlussfolgerung: Dem Stadtrat sei ein Prometheus gewünscht. Wichtig sind Kreativität und Vision.


Pierre-François Bocion,
13.12.2016, 115. Jahrgang, Nr. 348.

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