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«Wandzeitung» vom 21.2.2016:

Ehemals vom Volk gewählte Gemeinderätinnen springen für amtsfaule Lokalparlamentarier ein:

Bedrohliche Vecchia-Initiative!

Vorsicht, es droht so was wie Humor: Böse alte Männer – also ich – und alle viel freundlicheren Typen über sechzig Jahre in der Stadt, haben sich gewaltig darüber geärgert, dass sich die heutige Generation lokaler Parlarierinnen und Gemeindeschwätzer zu schade sind, an den Sitzungen des Rats der Weisen teilzunehmen, um die Zukunft Winterthurs zu gestalten. Womöglich schimpfen die lieber in all den schönen Cafés in der Winterthurer Altstadt herum und schreiben die verschnurrte und versoffene Zeit als Kommissionssitzung auf! Würde mich überhaupt nicht wundern, wenn die so zu mehr Sitzungsfränkli kommen!! Ämel hat der Bote unserer kleinen Stadt, die nicht nur Adrian Ramsauer kennt, darüber erstmals berichtet, dass gleich drei von sechzig durch ihre Wahl Geadelte, mehr als sechs der jährlich zwölf Sitzungen im Jahr verpennen. Die stellen wir nun voll an den nicht vorhandenen Pranger: Herr Schnurter; die to matter, was so viel wie entscheidend sein bedeutet, und Ronaldo lieber im Keller, als im Rathaus. Jetzt stellen Sie sich mal vor, Letzterer sitzt ja auch noch im Kantonsrat, wohl damit er auch dort fehlen darf. Kann ja sein, dass man so mehr Publizität in den Medien erhält, als wenn man klug gewählte Worte aus sich herauswürgt, die dann doch niemanden interessieren. Erschütternd dabei ist, dass er als Kommissionsmitglied gar nicht existiert, und deshalb kaum oder sogar gar nicht zu Wort kommt. Hoffentlich geht es dem durchaus sehr freundlichen und überaus sympathischen SVPler zu Hause nicht auch noch so, dass er auf den Mund höcklen muss, sonst sollte er ja an den Stammtisch wechseln, um je zu Wort zu kommen.

Jetzt ist es aber so, dass wir Alten auf den Putz hauen, also die warum auch immer Zurückgetretenen. Zu denen gehöre ich ja auch, und deshalb nutze ich die Gunst der Stunde, und schnurre auch wieder drein. Ich lanciere also quasi im Alleingang die Vecchio-Initiative, eine Einzelinitiative, um die Tatenlosen der heutigen Zeit zu verdrängen. Mich packt grad das Herzklopfen vor Freude, dass ich wieder Rat werde und nicht ratlos bleibe. Und stellen Sie sich mal vor: Ernst und ich, also wir dürfen wieder! Ich kann in den Parlamentsraum donnern: «Wir sind wieder wer!» Und Ernst Wohlwend, der Altstapi und auch Altschulmeister darf als Oppositionsführer schon zum zweiten Mal nach seinem Rücktritt 2012 erstmals medienwirksam seine Nachfolger beschimpfen: «Hört auf zu jammern!» Dann muss er nicht mehr den Landbi und den Tagi im Jammertal bemühen, sondern kann die Schlagzeilen gleich direkt in den Ratssaal intonieren: Weischwiegeil. Ja, ja, ja, ach ja, es ist eine Schelmerei. Nein, nein, nein, o nein, ’s ist keine Sauerei. Spass, Spass, Spass, ja Spass, gehört zur Politik. Nein, nein, nein, ach nein, ’s ist voll für jeden Freak. Oder auch nur eine Schnapsidee, eine böse, gemeine ...

Wenn als gewählt geltende Leute ihren Job nicht machen, mischen wir alten Säcke wieder voll Froh- und Unsinn mit. Wir waren ja auch mal wer, und das vom Volk gewählt. Und mit der Vecchia-Einzelinitiative legalisieren wir unsere Alterswut oder Altersmilde. Ganz einfach. Aber obacht, jetzt geht’s los mit der Fasnacht, sauglatt bis zum Umfallen ...


Guido Blumer,
21.2.2016, 115. Jahrgang, Nr. 52.

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