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«Wandzeitung» vom 7.4.2016:

2012 entschieden sich 75 Prozent der Stimmberechtigen für 14 zusätzliche Polizist(inn)en:

Stimmen wir nun, bis es ein Nein gibt?

Terror in Paris, in Brüssel und wo auch immer: Die Welt ist in Unruhe. Kaum ein Tag vergeht ohne kleinere oder chaosverbreitende Anschläge gegen lebensfrohe Geschöpfe oder unbescholtene Menschengruppen. Niemand weiss, in welcher Stadt – von psychisch schwer gestörten einzelgängerischen Gewalttätern oder leider gut organisierten Mörderbanden – ein möglichst brutaler Anschlag gegen Leib und Leben ausgeübt wird. Hauptsache, die Menschen geraten in Angst und Schrecken. Es beruhigt mich nicht zu wissen, dass unsere schöne und nicht ganz kleine Waldstadt Winterthur zu den weniger gefährdeten Metropolen auf unserem Erdkreis ist. Aber, wer kann denn schon Visionäres über die Gefahrenlage in unseren Lebensraum wissen? Killerkreaturen morden, weil sie glauben, bessere Wesen zu sein als jene, die einer fremden Religion oder Kultur angehören. Das ist ja irre! Jeder einzelne getöte Mensch, ist ein sinnloses Opfer zu viel, das immer auch getreue Freunde hinterlässt.

Ausgerechnet in dieser beängstigend gefahrvollen Zeit, in der Sicherheitskräfte allenorts und allzeit noch besser hinsehen müssen, bräuchten wir zwingend noch mehr umfassend ausgebilde Cops, die bei jedem erdenklichen Ereignis blitzschnell handeln und die nötigen Schutzmassnahmen umsetzen. Doch unser Stadtrat, dessen sieben Mitglieder ich allesamt menschlich hoch einschätze, will präzis in dieser problematischen Zeit, die 2012 in einer Volksabstimmung beschlossenen zusätzlichen 14 Polizeikräfte mit einer weiteren Volksabstimmung rückgängig machen. Das geht gar nicht! Unser Volk ist ein kluges Volk, und das hat entschieden: Ja, wir wollen zu unseren 204 guten Bullen 14 zusätzliche – hoch kompetente Polizistinnen und Beamte – zum Schutz unserer 105 000 hierorts lebenden Menschenseelen. Und selbstverständlich hat jede stimmberechtigte Person nur eine Stimme. Das ist auch bei den sieben Stadträtinnen und Stadträten nicht anders.

Die Situation ist krass verfahren: Stimmen wir jetzt so oft ab, bis es nach stadträtlicher Verirrung und Verwirrung ein Volksnein gibt? Das ist allein eine Regierungs-Illusion, das sparsame Winterthurer Volk hat sich doch deutlich ausgedrückt! Einmal! Definitiv! Da gibt es schlicht kein Zurück! Wo soll es denn geregelt sein, dass Abstimmungen beliebig durchgeführt werden dürfen? Mit dem Geld für eine solch überflüssige wie verwerfliche Zweitabstimmung können gewiss viele Sicherheitshandlungen bezahlt werden. Selbst wenn der Stadtrat diese Wiederholung aus dem eigenen Sack zahlen würde, wäre das jenseits von Gut und Böse. Wir leben in einer wunderbaren Demokratie, und die ist klar definiert. Da hat’s einfach kein Platz für unbedachte absolutistischen Ratsmätzchen.

Sicherheit ist bekanntlich selbst dann nicht billig zu haben, wenn alles rund läuft; aber sie kommt die Menschheit sehr sehr teuer zu stehen, wenn wir nicht vorausschauen und menschliches Versagen ignorieren. Anonymus sagte hiezu weiland: Die beste Sicherheitsvorkehrung ist ein Rückspiegel mit einem Polizisten darin. Politik hingegen ist – sehr frei nach Hermann Bahr – immerhin die grosse Kunst, sich sowohl auf den eigenen stadträtlichen Vorteil gut zu verstehen, als auch auf den des nachbarschaftlichen gemeinen Volkes.


Guido Blumer,
7.4.2016, 115. Jahrgang, Nr. 98.

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